Kann Ergotherapie bei der Bewältigung von Spätfolgen einer Corona-Infektion helfen? Gesicherte Erkenntnisse dazu erhofft sich die Wissenschaft von der Pilotstudie ErgoLoCo, die an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) koordiniert wird.
Zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen nach einer Corona-Infektion zählen beispielsweise Atemprobleme und Luftnot, chronische Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Geruchsverlust. In der medizinischen Fachsprache werden diese Spätfolgen als Long-COVID bzw. Post-COVID-19 bezeichnet; viele Fragen zu einer wirksamen Therapie können derzeit aber noch nicht evidenzbasiert beantwortet werden. Hier setzt das Projekt ErgoLoCo an. Unter Leitung von Privatdozentin Dr. Alexandra Dopfer-Jablonka soll eine Pilotstudie an der Klinik für Rheumatologie und Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) klären, ob und wie Ergotherapie Patientinnen und Patienten mit Long-COVID helfen kann.
Möglichst schnelle Hilfe für Betroffene
„Unser Ziel ist es, eine ergotherapeutische Behandlung für Long-COVID-Betroffene zu entwickeln, die schon länger als drei Monate unter andauernden schwerwiegenden Beeinträchtigungen leiden“, erklärt Marie Mikuteit, Ärztin im ErgoLoCo-Team.
Für die Studie werden die Probandinnen und Probanden in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Gruppe erhält ergotherapeutische Interventionsvideos zum Anschauen. Die andere Gruppe nimmt über zwölf Wochen zweimal pro Woche an einer Online-Live-Ergotherapie unter Anleitung einer Ergotherapeutin teil. Nach sechs bis acht Wochen werden die Ergebnisse verglichen, um die Wirkung der Ergotherapie zu ermitteln. Dabei wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur herausfinden, ob Ergotherapie grundsätzlich geeignet ist, Long-COVID-Betroffenen zu helfen. Sie wollen beispielsweise auch ergründen, ob die Live-Ergotherapie bessere Effekte erzielt als die Videos.
Die Forschenden wollen Betroffenen möglichst schnell Hilfe bieten: „Im Falle eines positiven Ergebnisses können wir die Übungen, die zur Genesung beitragen, über eine Internet-Plattform in die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Long-COVID übertragen“, erläutert Jacqueline Niewolik, ebenfalls Ärztin im ErgoLoCo-Team.
Das Projekt wird im Verbund von der Medizinischen Hochschule Hannover, der Universitätsmedizin Göttingen und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Braunschweig/Wolfenbüttel durchgeführt. Die ErgoLoCo-Studie baut auf die ebenfalls an der MHH durchgeführte Studie „DEFEAT Corona“ auf.
Weitere Informationen:
Fördervolumen: 599.000 Euro
Förderlaufzeit: 01.03.2022–31.08.2023
Verbundleitung:
PD Dr. med. Alexandra Dopfer-Jablonka
Medizinische Hochschule Hannover
Klinik für Rheumatologie und Immunologie,
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
+49 511 532-6656
jablonka.alexandra@mh-hannover.de
Verbundpartner:
Prof. Dr. rer. nat. Frank Klawonn, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften – Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Dr. med. Frank Müller, Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Erforschung der Spätsymptome von COVID-19 (Long-COVID) im Rahmen einer im Mai 2021 veröffentlichten Förderbekanntmachung. Der Förderaufruf richtete sich an interdisziplinäre Forschungsverbünde; insgesamt sind hierfür bis zum Jahr 2024 bis zu 6,5 Millionen Euro vorgesehen. Die Maßnahme zielt darauf ab, den verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand möglichst zeitnah zu erschließen, weiterzuentwickeln und für die Anwendung in der Praxis zugänglich zu machen. Der Förderschwerpunkt ergänzt die bisherigen Maßnahmen, die sich mit der Erforschung von SARS-CoV-2 / COVID-19 und der Therapie der akuten Erkrankung befassen.
Von besonderem Interesse sind die Auswertung von Patientendaten und Proben bestehender Kohorten, die Charakterisierung der Symptome, die Erforschung der Pathophysiologie sowie die (Weiter-)Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Konzepten sowie von multidisziplinären und multiprofessionellen Versorgungsangeboten.