19.05.2022

Aktuelle Meldung

Tempomacher der Gesundheitsforschung feiern Jubiläum

Erkenntnisse der Wissenschaft schnell zu den Menschen bringen – dafür stehen die sechs vom Bundesforschungsministerium initiierten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG). Vier von ihnen feierten am 19. Mai ihr zehnjähriges Bestehen.

Forscherin und Forscher arbeiten gemeinsam im Labor

Gemeinsam forschen und Expertise bündeln, damit Erkenntnisse aus dem Labor schneller am Krankenbett ankommen – das ist der Auftrag der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung.

DLR Projektträger / BMBF

So wird Wissenschaft zur Erfolgsgeschichte: Indem die besten Köpfe gemeinsam forschen, ihre Expertisen und Kompetenzen bündeln und neue Erkenntnisse über ein enges Netzwerk mit der Gesundheitsversorgung und der Wirtschaft zügig in den medizinischen Alltag bringen. Daran arbeiten die sechs vom Bundesforschungsministerium initiierten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), ein in der medizinischen Forschung weltweit einzigartiges Modell der Kooperation und Vernetzung. Vier dieser Zentren feierten am 19. Mai ihr zehnjähriges Bestehen. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger würdigte die Arbeit der DZG auf einem Festakt in Berlin als Tempomacher der Gesundheitsforschung. An dem Festakt nahmen rund 300 Gäste aus Politik und Wissenschaft teil.

Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung einzigartig aufgestellt

Mit den DZG sind völlig neue Forschungsstrukturen entstanden, die die Forschungslandschaft in Deutschland nachhaltig verändert haben. Im Fokus steht die noch wirksamere Bekämpfung von Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen, Infektionen, Krebs, Demenz und Diabetes. Arbeitsprinzip der DZG ist es, die Grundlagenforschung und die patientenorientierte Forschung in Klinik und ärztlicher Praxis über die Grenzen von Forschungsdisziplinen, Institutionen und Standorten hinweg zu vernetzen.

Unter dem Dach der DZG bündeln die auf ihrem Gebiet jeweils besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 70 universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen an 32 Standorten ihre Kapazitäten und Expertisen. Die DZG konnten so hochkarätige und international renommierte Forscherinnen und Forscher für ihre Zentren gewinnen. Talentierte und engagierte junge Menschen, die ihre wissenschaftliche Laufbahn in den DZG starten, prägen das kooperative interdisziplinäre Umfeld und die translationale Ausrichtung der Netzwerke.

Kooperative Arbeitsweise trägt Erfolge in die Praxis

Die Erfolge bestätigen, dass diese kooperative Aufstellung neue Optionen für die Translation eröffnet und die Versorgung erkrankter Menschen wesentlich verbessert. So konnte beispielsweise das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) zeigen, dass bereits bekannte Medikamente auch bei spezifischen Lungenerkrankungen eine gute Wirksamkeit haben. Für die Zulassung des ersten Medikaments gegen die Leberentzündung Hepatitis D haben Arbeiten des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZI) die Grundlagen gelegt. Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) hat eine Technologie für einen schonenderen Herzklappenersatz erarbeitet, der jetzt europaweit zugelassen ist. In einer weltweit ersten klinischen Studie testet das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) personalisierte Impfstoffe gegen Hirntumore. Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) hat einen Bluttest entwickelt, um Typ-1-Diabetes bei Kindern früh zu erkennen und schwere Stoffwechselentgleisungen zu verhindern. Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) liefert wichtige Erkenntnisse zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung der Alzheimer-Erkrankung.

Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung (DZG)

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) suchen gemeinsam nach neuen Ansätzen für die Prävention, Diagnose, Therapie, aber auch für die Versorgung von Menschen mit Demenz.

Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL)

Am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) werden seit seiner Gründung im Jahr 2011 wichtige Forschungsaktivitäten zusammengeführt. Gemeinsame Ziele des Zentrums sind die verbesserte Vorbeugung, Erkennung und Heilung bei Lungenerkrankungen.

Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)

Wie lassen sich Infektionskrankheiten wie AIDS, Tuberkulose oder Hepatitis verhindern oder eindämmen? Welche neuen Therapien helfen? Diesen und anderen Fragen gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im DZIF nach – in 35 Einrichtungen an sieben Standorten.

Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)

Herz-Kreislauf-Forschung braucht interdisziplinäre Zusammenarbeit und groß angelegte Studien. Im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler optimale Voraussetzungen für ihre Forschungsprojekte.

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)

Wie entsteht Diabetes mellitus? Wie kann man die Erkrankung verhindern, therapieren oder gar heilen? Im DZD bündeln fünf führende Forschungseinrichtungen ihre Kräfte, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Das ehrgeizige Ziel ist eine Zukunft ohne Diabetes.

Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK)

Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der grundlagen- und klinisch orientierten Spitzenforschung an mehr als 20 Institutionen und Unikliniken disziplinübergreifend zusammen.

In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass die neuartigen Netzwerkstrukturen auch sehr flexibel auf neue Forschungsherausforderungen reagieren können. Bereits im Frühjahr 2020 baute das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung innerhalb kürzester Zeit das Register LEOSS auf, mit dem europaweit standardisiert die Daten schwer erkrankter COVID-19-Patientinnen und Patienten zusammengeführt wurden. Ein im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung entwickeltes Softwaresystem konnte binnen kurzer Zeit zum Herzstück der COVID-19-Forschungsdatenplattform des Netzwerks Universitätsmedizin werden. Zudem steuerten einige DZG ihre Forschungsarbeiten um und lieferten wertvolle Beiträge zum Verständnis über die Immunreaktion gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, zur Diagnostik und zur Therapie.

Jubiläum für vier der sechs Zentren

Die DZG wurden in den Jahren 2009 bis 2012 auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gegründet. Ihre Förderung ist langfristig angelegt und wird vom Bund und den jeweiligen Ländern finanziert, in denen die einzelnen Partner ansässig sind – aktuell mit jährlich insgesamt rund 270 Millionen Euro. Ihr zehnjähriges Jubiläum feiern in diesem Jahr die Deutschen Zentren für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), für Infektionsforschung (DZIF) und für Lungenforschung (DZL) sowie das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK). Bereits 2009 entstanden die Deutschen Zentren für Diabetesforschung (DZD) sowie für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).

Forschen für den Menschen

Für die Gesundheitsforschung eröffnen sich durch das Miteinander der Grundlagen- und der klinischen Forschung in den DZG völlig neue Möglichkeiten und Perspektiven. So wurden in vielen Zentren neue Biobanken aufgebaut sowie bestehende erweitert und vernetzt. Hierdurch stehen für viele Volkskrankheiten jetzt deutschlandweit große Proben- und Datenmengen für die Forschung zur Verfügung. Ein weiteres Erfolgsbeispiel sind die digitalen Plattformen der DZG, die die Durchführung klinischer Studien erleichtern und verbessern. Die Zentren haben zudem neue Transfereinheiten geschaffen, die die Forschenden sehr effizient bei der Überführung ihrer Forschungsergebnisse in die Anwendung unterstützen. Im BMBF-Newsletter „Aktuelle Ergebnisse der Gesundheitsforschung“ informieren die DZG regelmäßig über ihre Forschungsergebnisse.

BMBF-Newsletter „Aktuelle Ergebnisse der Gesundheitsforschung“

Ausbau fortsetzen, Vernetzung intensivieren

Künftig will das BMBF die Vernetzung der DZG untereinander weiter vorantreiben. Ziel ist, die großen Zukunftsthemen wie Big Data, Bioproben oder Nachwuchsförderung unabhängig von der thematischen Ausrichtung gemeinsam voranzutreiben. Die Kooperation soll weitere wichtige Synergieeffekte erschließen, insbesondere beim Transfer von Forschungsergebnissen in die Anwendung. Dazu soll auch die Zusammenarbeit der Zentren mit Industrie, Zulassungsbehörden und internationalen Forschenden verstärkt werden. Auf diese Weise wird die Rolle der DZG als Knotenpunkte der vernetzten medizinischen Forschung in Deutschland weiter gefestigt.