Von der Forschungsidee bis zum anwendungsreifen Produkt dauert es heute oft noch sehr lange. Die Bundesregierung will diesen Prozess verkürzen, damit Innovationen die Menschen schneller erreichen.
Viele Gesundheitsinnovationen –neuartige Diagnose- und Therapiemöglichkeiten – entstehen oft aus dem interdisziplinären Zusammenspiel von Lebens- und Technikwissenschaften. Das neue Rahmenprogramm schafft Freiräume für diese kreative Pionierforschung und fördert das Zusammenspiel der Lebenswissenschaften mit wichtigen Schlüsseltechnologien, allen voran der Digitalisierung.
Ein Rahmenprogramm – zwei Leitlinien
Das Rahmenprogramm wird von zwei Leitlinien geprägt: „Der Mensch im Mittelpunkt“ und „Digitalisierung und Personalisierung als Schlüssel“.
Warum diese beiden? Zum einen müssen die Menschen mit ihren jeweiligen Lebensumständen und Bedürfnissen in die Gesundheitsforschung verstärkt einbezogen werden – und zwar von Anfang an. Dann erreichen die neusten Forschungsergebnisse sie im Alltag wirklich. Zum anderen müssen moderne Technologien wie die Digitalisierung und Personalisierung in der Gesundheitsforschung verantwortungsvoll und nutzbringend eingesetzt werden. Denn sie werden die Medizin der Zukunft wesentlich prägen. Sie ermöglichen einen breiten Zugang zu effizienter Versorgung. Und Sie tragen auch dazu bei, Gesundheitsförderung, Prävention, Diagnose und Therapie passgenau auf den einzelnen Betroffenen abzustimmen.
Von den errungenen wissenschaftlichen Erfolgen und medizinischen Innovationen sollen Patientinnen und Patienten künftig schneller profitieren. Das Rahmenprogramm führt dafür alle an diesem Prozess beteiligten Akteure enger zusammen: Forschende und medizinische Fachkräfte, Patientinnen und Patienten – aber auch Expertinnen und Experten aus den Zulassungsbehörden, den Krankenkassen und der Wirtschaft. Dieses Zusammenspiel soll bestehende Hürden in der Translation abbauen und dafür sorgen, dass innovative Ideen schneller zu sicheren Präventions-, Diagnose- und Therapieansätzen werden, die das Leben der Menschen verbessern.
Ein großes Potential für Innovationen ruht in den riesigen Datenmengen, die in der medizinischen Forschung und Versorgung entstehen. Denn in den Forschungsdaten, Röntgenbildern, Laborwerten und Arztbriefen schlummern wichtige Informationen über die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten – und damit wertvolle Hinweise für neuartige Therapieansätze. Um die riesigen Datenberge sinnvoll zusammenführen und analysieren zu können, verzahnt das Rahmenprogramm die Gesundheitsforschung mit digitalen Innovationen. Im Fokus stehen dabei Medizininformatik und Künstliche Intelligenz.
Die Medizininformatik führt die vielen kleinen und großen Datenschätze zusammen, die bereits heute in Krankenhäusern, Arztpraxen und Forschungslaboren lagern. Sie bereitet unterschiedlichste Daten so auf, dass Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sie für ihre Behandlungen und Analysen nutzen können.
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Ob eine Erkrankung entsteht oder nicht, hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise von den Genen, den Umwelteinflüssen oder den Lebensgewohnheiten. Die Systemmedizin will verstehen, wie sich diese Faktoren gegenseitig beeinflussen und so den Weg für personalisierte Therapien bereiten. Dafür verknüpft sie unterschiedliche Fachbereiche aus den Lebenswissenschaften, etwa den klinischen Disziplinen, der Informatik und der Mathematik.
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Jeder Mensch ist einzigartig –auch im Krankheitsfall. Daher sollte auch jede Therapie individuell auf den Patienten oder die Patientin zugeschnitten werden. Denn dann kann eine Therapie zielgerichtet wirken und hat gleichzeitig weniger Nebenwirkungen. Diese Therapien zu entwickeln ist Aufgabe der personalisierten Medizin.
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In der Medizintechnik trifft die Medizin auf die Ingenieurswissenschaften. In enger Zusammenarbeit entstehen Medizinprodukte wie medizinische Software und Röntgengeräte aber auch Herzschrittmacher oder künstliche Gelenke.
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Die Erforschung neuer Wirkstoffe ist eine wichtige Voraussetzung für den medizinischen Fortschritt. Damit aus einem Forschungsergebnis am Ende eine Therapie für Patientinnen und Patienten wird, reicht eine gute Idee alleine nicht aus. Ein enger Austausch zwischen Wissenschaft, Industrie und Zulassungsbehörden ist nötig, damit ein Wirkstoff für den Markt zugelassen wird.