Fördermaßnahme

Nachwuchsgruppen in der Versorgungsforschung

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2020
Förderzeitraum: 2022 - 2027
Gesamte Fördersumme: bis zu 15 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 10 Einzelvorhaben

1. Ziele des Förderschwerpunkts

Die Versorgungsforschung liefert wichtige Erkenntnisse und die erforderliche wissenschaftliche Evidenz im Versorgungsalltag. Eine starke Versorgungsforschung leistet einen wichtigen Beitrag für ein vorsorgendes, bedarfsgerechtes und modernes Gesundheitssystem. Die Fördermaßnahme zielt darauf ab, die Forschungskapazitäten an deutschen Hochschulen zu erweitern und die Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf diesem Gebiet zu unterstützen.

2. Stand der Fördermaßnahme

Gefördert werden insgesamt zehn interdisziplinäre Nachwuchsgruppen in der Versorgungsforschung, die von den Nachwuchswissenschaftlerinnen bzw. Nachwuchswissenschaftlern konzipiert und durchgeführt werden. Die Förderung erfolgt in Form konkreter Forschungsprojekte. Die Themen der Forschungsprojekte weisen eine hohe Relevanz für die Patientenversorgung auf und decken ein weites Spektrum der Versorgungsforschung ab, z.B.: Verbesserung der Ernährungs- und Bewegungssituation bei älteren Menschen mithilfe eines technischen Assistenzsystems, Optimierung der Behandlung der Koronaren Herzkrankheit, Reduktion von Selbststigmatisierung bei Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen, Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen und häufigem Analgetikagebrauch, Adhärenzunterstützung zur sekundären Schlaganfallprävention, Adipositas und Depression, hausärztliches Management von Multimorbidität, Patientensicherheit von Müttern in der perinatalen Versorgung.

Einzelprojekte

Techped - Telemedizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen: ein digitales Ambulanzkonzept für die Pädiatrie

Förderkennzeichen: 01GY2111
Gesamte Fördersumme: 999.403 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2026
Projektleitung: Dr. Dr. Fabian-S. Frielitz
Adresse: Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Ratzeburger Allee 160
23562 Lübeck

Techped - Telemedizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen: ein digitales Ambulanzkonzept für die Pädiatrie

Das übergeordnete Ziel von Techped ist es, die medizinische Betreuung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher durch telemedizinische Interventionsunterstützung kindgerecht und ortsunabhängiger zu gestalten So sollen Therapie- und Prozesselemente sowie im Laufe des Projekts auch klinische Versorgungselemente im häuslichen Bereich der jungen Patientinnen und Patienten ermöglicht werden. Zielsetzung ist dabei, die Entlastung der betroffenen Kinder bzw. Jugendlichen und ihrer Familien in den Mittelpunkt zu stellen und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität zu erreichen. Zusätzlich sollen Partizipation, Verständnis sowie Selbstsicherheit im Umgang mit der chronischen Erkrankung gestärkt werden. Techped wird digitale Lösungen (medizinische Apps, medizinische Geräte) in einem inklusiven Designansatz entwickeln und evaluieren, um Vor-Ort-Besuche durch telemedizinische Anwendungen zu ersetzen. Die aus digitalen Versorgungselementen gewonnenen Daten sollen eine modulare IT-Infrastruktur unterstützen. Gleichzeitig soll die Integration aller Daten in eine elektronische Patientenakte (ePA) gefördert werden. Apps und andere medizinische Geräte (Sensoren, Messgeräte) sollen Sicherheit, Nachhaltigkeit und Interoperabilität (IHE)gewährleisten. Darüber hinaus soll eine sektorenübergreifende Einbindung von Kinderärzten in eine digitale Ambulanz erfolgen. Als Ergebnis wird ein Konzept einer digitalen Ambulanz anhand eines gesundheitsökonomischen Modells evaluiert.

MAM-Care – Fokussierung auf die Bedürfnisse, die Beteiligung und Patientensicherheit von Müttern im Bereich der perinatalen Versorgung in deutschen geburtshilflichen Einrichtungen

Förderkennzeichen: 01GY2110
Gesamte Fördersumme: 982.419 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Dr. Nadine Scholten
Adresse: Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Universitätsklinikum, Zentrum für Versorgungsforschung
Eupener Str. 129
50933 Köln

MAM-Care – Fokussierung auf die Bedürfnisse, die Beteiligung und Patientensicherheit von Müttern im Bereich der perinatalen Versorgung in deutschen geburtshilflichen Einrichtungen

Die Art der Entbindung, wie auch die Qualität der geburtshilflichen Versorgung hat kurz- und langfristige Folgen sowohl für das Wohlbefinden der Mutter, als auch für die frühe Mutter-Kind-Beziehung. Unter anderem ist die Mütterzentrierung wie auch die mütterliche Autonomie unter der Geburt entscheidend für die Zufriedenheit der Mütter. In Deutschland, wie auch weltweit ist die Relevanz dieser komplexen Thematik in letzter Zeit vermehrt fokussiert worden, wobei es für Deutschland keine belastbaren, multidimensionalen Daten zur aktuellen Versorgungssituation gibt. Die WHO-Leitlinien fördern eine respektvolle Mutterschaftsbetreuung, d. h. eine Betreuung, die "die Würde, Privatsphäre und Vertraulichkeit respektiert, die Freiheit von Schaden und Misshandlung gewährleistet und eine informierte Wahl und kontinuierliche Unterstützung während der Wehen und der Geburt ermöglicht". Ziel dieser Studie ist es, mit qualitativen und quantitativen Methoden im Sinne eines explanatorischen Mixed-Methods-Designs mehr über Mütter(Patienten)zentrierung, Sicherheit und Zufriedenheit mit der Versorgung in Deutschland aus der Perspektive von Müttern, Ärztinnen und Ärzten und Hebammen/Entbindungspfleger, die auf geburtshilflichen Stationen in Deutschland arbeiten, zu erfahren. Gleichzeitig wird der Stand der medizinischen Versorgung (Schwerpunkt: primärer und sekundärer Kaiserschnitt, instrumentelle Entbindung, Einsatz von Dammschnitten und Auftreten von Dammrissen) auf der Basis der DRG-Statistiken und IQTIG-Qualitätssicherungsdaten strukturiert erhoben. In einem zweiten Schritt (Phase II, Jahre 4 und 5) wird auf Basis der Ergebnisse der ersten Studienphase eine minimalinvasive Intervention entwickelt, implementiert und in einer Pilotstudie evaluiert werden. Die Intervention soll Mütter(Patienten)zentriertheit und Shared-Decision-Making (SDM) fördern und verfolgt damit das Ziel, die Zufriedenheit von Müttern mit der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland zu erhöhen.

MultiTool – Entwicklung und Evaluation eines computergestützten Tools zur Bereitstellung von Informationen, Struktur und Entscheidungshilfen für das hausärztliche Management von Multimorbidität

Förderkennzeichen: 01GY2109
Gesamte Fördersumme: 967.401 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Dr. Ingmar Schäfer
Adresse: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin
Martinistr. 52
20251 Hamburg

MultiTool – Entwicklung und Evaluation eines computergestützten Tools zur Bereitstellung von Informationen, Struktur und Entscheidungshilfen für das hausärztliche Management von Multimorbidität

Das Projekt MultiTool hat zum Ziel, die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Multimorbidität zu verbessern. Multimorbidität bedeutet, dass eine Patientin oder ein Patient unter drei oder mehr chronischen Erkrankungen leidet, die einer kontinuierlichen medizinischen Versorgung bedürfen. Die Behandlung von neuen oder stärker werdenden Beschwerden stellt Versorgende und Betroffene von Multimorbidität vor große Herausforderungen, da bekannte oder unbekannte Gesundheitsprobleme die Ursache der Beschwerden sein können, Wechselwirkungen zwischen Behandlungen möglich sind und die Anzahl umsetzbarer Behandlungsempfehlungen begrenzt ist. Aus diesen Gründen müssen vor dem Hintergrund der persönlichen und sozialen Situation der Patientinnen und Patienten Versorgende und Betroffene gemeinsam entscheiden, welche Behandlungen notwendig sind und welche nicht. In der MultiTool-Studie wird auf Basis der DEGAM-S3 Leitlinie Multimorbidität und unter Einbeziehung von Hausärztinnen und Hausärzten und deren Patientinnen und Patienten eine Intervention entwickelt, die diese Entscheidungsfindung unterstützt. Das zentrale Element der Intervention ist ein computergestütztes Tool, das Informationen, Struktur und Entscheidungshilfen für die Behandlung bereitstellt. Anschließend wird eine cluster-randomisierte kontrollierte Evaluationsstudie entwickelt und die Intervention auf ihre Machbarkeit hin geprüft. Die in den letzten drei Projektjahren durchgeführte Evaluation gibt schließlich Auskunft darüber, ob Patientinnen und Patienten von der Intervention profitieren. Ein möglicher Nutzen wird dabei über die Vermeidung oder Verkürzung von Krankenhausaufenthalten gemessen. Das Projekt folgt einem partizipativen Ansatz, der Betroffene, Versorgende und andere gesellschaftliche Gruppen in die Entwicklung, Durchführung und Evaluation der Intervention einbindet.

@ktivPLUS – Adipositas und Depression – Entwicklung, Akzeptanz, Wirksamkeit und Kosteneffektivität eines selbsthilfestärkenden Online-Coaches

Förderkennzeichen: 01GY2108
Gesamte Fördersumme: 564.427 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Dr. Margrit Löbner
Adresse: Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health
Philipp-Rosenthal-Str. 55
04103 Leipzig

@ktivPLUS – Adipositas und Depression – Entwicklung, Akzeptanz, Wirksamkeit und Kosteneffektivität eines selbsthilfestärkenden Online-Coaches

Patientinnen und Patienten mit chronischen somatischen Erkrankungen wie Adipositas leiden häufig unter Depressionen als Begleiterkrankung. Online-Coaches für komorbide depressive Störungen können eine wertvolle ergänzende Behandlungsoption darstellen. Studien haben gezeigt, dass Akzeptanz und Nutzungshäufigkeit eines Online-Coaches deutlich höher sind, wenn diese die Herausforderungen der jeweiligen somatischen Erkrankung berücksichtigen. Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung und Evaluation eines selbsthilfestärkenden Online-Coaches zur Verbesserung der depressiven Symptomatik in der Hochrisikogruppe von Menschen mit Adipositas. Dieses Projekt folgt einem Mixed-Method-Ansatz mit fünf qualitativen und quantitativen Arbeitspaketen: Erstellung von Risikoprofilen für eine beeinträchtigte psychische Gesundheit bei Erwachsenen mit Adipositas; Entwicklung eines selbsthilfestärkenden Online-Coaches zur Verbesserung der depressiven Symptomatik bei Menschen mit Adipositas; Akzeptanz; Machbarkeit sowie Wirksamkeit und Kosteneffektivität. Die Studienergebnisse sollen die Anwendbarkeit und Wirksamkeit des Online-Coaches, welcher nach Projektende frei zur Verfügung gestellt wird, belegen. Das übergeordnete Ziel ist die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Adipositas und komorbider Depression.

StrokeCoach – Decision Coaching und Adhärenzunterstützung zur sekundären Schlaganfallprävention - ein Mixed-Methods-Projekt

Förderkennzeichen: 01GY2107
Gesamte Fördersumme: 1.246.642 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Anne Christin Rahn
Adresse: Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Ratzeburger Allee 160
23562 Lübeck

StrokeCoach – Decision Coaching und Adhärenzunterstützung zur sekundären Schlaganfallprävention - ein Mixed-Methods-Projekt

Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, sind sich oft nicht bewusst, welche Möglichkeiten sie haben, um ihr Risiko für einen weiteren Schlaganfall zu senken. Ein Decision Coaching durch Pflegefachpersonen kann die Entscheidungsfindung im Rahmen einer strukturierten Entscheidungsbegleitung unterstützen, die informiert ist und mit den Werten und Überzeugungen der Betroffenen übereinstimmt. Das Ziel des StrokeCoach Projekts ist die Entwicklung und Pilotierung einer Coaching-Intervention, um Betroffene, die einen Schlaganfall erlitten haben, bei der Entscheidung zur medikamentösen Sekundärprävention zu unterstützen und nachfolgend die Adhärenz zu fördern. Die Mixed-Methods-Studie wird die ersten beiden Phasen des britischen MRC-Frameworks zur Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen adressieren. Die Entwicklung der Intervention wird sich am interprofessionellen Modell der gemeinsamen Entscheidungsfindung orientieren. Die erste Phase wird sich auf die Entwicklung eines Coaching-Programms konzentrieren, das auf systematischen Reviews und Patientenbefragungen basiert, um die Bedürfnisse bezüglich der Entscheidungsfindung zu identifizieren und die evidenzbasierten Optionen zur medikamentösen Schlaganfallprävention zu ermitteln. Das StrokeCoach-Programm wird einen Trainingskurs für Pflegefachpersonen, ein Trainingsmodul Ärzte und Ärztinnen und die komplexe Intervention beinhalten. Die komplexe Intervention besteht aus folgenden Komponenten: einer Entscheidungshilfe, einem von Pflegefachpersonen geleiteten Decision Coaching, einer ärztlichen Beratung und einem Adhärenz Coaching. In der zweiten Phase wird 1) die Machbarkeit der Intervention mit Hilfe von Mixed-Methods getestet, gefolgt von 2) einer kontrollierten Vorher-Nachher-Pilotstudie zur Überprüfung der Hypothese (primärer Endpunkt: Adhärenz zur Sekundärprävention) mit 286 Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit einer Prozess- und ökonomischen Evaluation.

RELIEF - Ressourcenorientiertes Case Management zur Umsetzung von Empfehlungen für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen und häufigem Analgetikagebrauch in der Hausarztpraxis

Förderkennzeichen: 01GY2106
Gesamte Fördersumme: 1.077.160 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Dr. Cornelia Straßner
Adresse: Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung
Im Neuenheimer Feld 130.3
69120 Heidelberg

RELIEF - Ressourcenorientiertes Case Management zur Umsetzung von Empfehlungen für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen und häufigem Analgetikagebrauch in der Hausarztpraxis

Ziel von RELIEF ist es, ein hausärztliches Case-Management-Modul für Patientinnen und Patienten mit chronischen Nicht-Tumor-Schmerzen und häufigem Analgetikagebrauch zu entwickeln und zu evaluieren. Das Case-Management-Modul soll Hausärztinnen und Hausärzte dabei unterstützen, Empfehlungen in den folgenden vier Kernbereichen des Schmerzmanagements umzusetzen: 1) Assessment und Monitoring; 2) Information und Unterstützung der Patienten; 3) Patientenaktivierung und Selbstfürsorge ("Self-Care"); 4) Rationale Pharmakotherapie. Das Forschungsprojekt gliedert sich in zwei Phasen und acht Arbeitspakete (AP): In Phase 1 erfolgt eine sorgfältige Entwicklung der Intervention. Anhand von Literaturübersichten (AP1), Analyse von GKV-Routinedaten (AP2), repräsentativen Befragungen (AP3) und qualitativen Studien (AP4) werden Versorgungslücken sowie Barrieren, Förderfaktoren und Strategien für eine Verbesserung der Versorgung identifiziert und Qualitätsindikatoren für die hausärztliche Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen entwickelt. Basierend auf den Ergebnissen wird eine komplexe Intervention ausgearbeitet (AP5). Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Expertenbeirat und einem Patientenbeirat. Eine Schlüsselkomponente der komplexen Intervention ist ein zusätzliches Modul für die Case-Management-Software "CareCockpit", die derzeit in über 800 Hausarztpraxen in Baden-Württemberg verwendet wird. Des Weiteren werden Online-Kurse für Hausärzte und Medizinische Fachangestellte, Informationsmaterialien für Patienten und eine Sammlung von lokalen Ressourcen in den Regionen der teilnehmenden Praxen (z. B. Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen etc.) zur Verfügung gestellt. Die Intervention wird in einer Pilotstudie getestet (AP6) und schließlich in einer cluster-randomisierten, kontrollierten Studie (AP7) mit 20-40 Hausarztpraxen und 200-400 Patienten evaluiert. Die Ergebnisse werden über verschiedene Wege disseminiert (AP8).

DEVISE – Entwicklung und Evaluation einer Online-Intervention zur Reduktion von Selbststigmatisierung bei Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen

Förderkennzeichen: 01GY2105
Gesamte Fördersumme: 542.649 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Dr. Rachel Sommer
Adresse: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20251 Hamburg

DEVISE – Entwicklung und Evaluation einer Online-Intervention zur Reduktion von Selbststigmatisierung bei Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen

Etwa 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer chronischen Hauterkrankung. Neben den körperlichen Symptomen ist auch die psychosoziale Belastung für die Patienten hoch. Ein besonderes Problem dabei ist die Stigmatisierung. Die Weltgesundheitsorganisation hat in ihrem globalen Bericht zur Psoriasis explizit auf die Wichtigkeit der Reduzierung von Stigmatisierung hingewiesen. Während wirksame Face-to-Face Interventionen gegen externe Stigmatisierung existieren, fehlt es an Interventionen zur Prävention/Reduktion von Selbststigmatisierung. Das Ziel des Projekts ist daher die Entwicklung und Evaluation einer Online-Intervention zur Prävention/Reduktion von Selbststigmatisierung bei Patientinnen und Patienten mit Psoriasis, atopischer Dermatitis, Hidradenitis suppurativa, Alopecia areata und Vitiligo. Dazu sollen in einem ersten Schritt die Mechanismen der Selbststigmatisierung und Interventionen, die auf die Selbststigmatisierung abzielen, durch zwei systematische Literaturübersichten erfasst werden. Im Anschluss daran soll die Intervention in einer multidisziplinären Expertengruppe entwickelt werden. Die Evaluation der Intervention hinsichtlich Machbarkeit und Effektivität erfolgt mittels einem randomisierten kontrollierten Design mit insgesamt 500 Patienten. Zentrales Ergebnis werden erste wissenschaftliche Daten zur Wirksamkeit, Machbarkeit und zum Nutzen einer Online-Intervention gegen Selbststigmatisierung bei sichtbaren Hauterkrankungen sein. Die neue Online-Intervention ist für den Einsatz in der Routineversorgung vorgesehen und unterstützt eine bessere Patientenversorgung in der Praxis. Sie verringert letztlich das Ausmaß der Selbststigmatisierung, erhöht die Lebensqualität der Betroffenen und senkt die Raten von klinischen Depressionen, Angstzuständen und Suiziden. Darüber hinaus werden die methodischen und wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Stigma-Forschung im Allgemeinen beitragen.

EMIRA - Ecological Momentary Intervention zur Reduktion des Suizidrisikos unter Jugendlichen

Förderkennzeichen: 01GY2104
Gesamte Fördersumme: 605.071 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Nathalie Oexle
Adresse: Universität Ulm, Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II
Ludwig-Heilmeyer-Str. 2
89312 Günzburg

EMIRA - Ecological Momentary Intervention zur Reduktion des Suizidrisikos unter Jugendlichen

Suizide sind eine führende Todesursache unter Jugendlichen und es wird geschätzt, dass etwa ein Drittel der Jugendlichen in Deutschland suizidale Gedanken erlebt, während ca. 6-9% einen Suizidversuch unternehmen. Die Behandlung eines akuten Suizidrisikos unter Jugendlichen erfolgt in der Regel im Rahmen eines stationären Klinikaufenthaltes, jedoch lässt sich in den Tagen und Wochen nach der Entlassung ein besonders hohes Risiko für suizidales Verhalten beobachten. Ein integraler Bestandteil aktueller Maßnahmen zur Reduktion dieses erhöhten Suizidrisikos ist sogenanntes Safety Planning (=Entwicklung und Anwendung von Notfallplänen zur Suizidprävention). Dieses beinhaltet einen persönlichen Maßnahmenplan mit sogenannten "Skills" (z. B. Ablenkung, Hilfesuche), die angewendet in einer möglichen suizidalen Krise das Suizidrisiko der Jugendlichen senken sollen. Eine wichtige Limitation, die die Wirksamkeit von traditionellem Safety Planning stark einschränken könnte, ist dessen Abhängigkeit von der Verfügbarkeit und Selbstanwendung eines Papier-basierten Maßnahmenplans in Alltagssituationen mit hohem emotionalem Stress. Eine innovative Weiterentwicklung von Safety Planning ist dessen Umsetzung als personalisierte Smartphone-App. Allerdings besteht auch hier die Limitation der Abhängigkeit von der Selbstanwendung in Situationen mit hohem emotionalem Stress. Eine deutliche Erhöhung der Wirksamkeit ließe sich durch einen automatischen Auslöser erreichen, der Interventionen in suizidalen Krisen automatisch startet. Die Zielsetzung von EMIRA ist daher die Entwicklung und Evaluation einer automatisch startenden Safety Planning Smartphone-App zur Reduktion des Suizidrisikos von Jugendlichen im Alter von 14-21 Jahren nach stationärer Behandlung in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie.

OptiCor - Optimierung der Behandlung der koronaren Herzkrankheit durch Training von Hausärztinnen und -ärzten in der Kurzberatung zur Steigerung der körperlichen Aktivität

Förderkennzeichen: 01GY2103
Gesamte Fördersumme: 971.975 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Dr. Sabrina Kastaun
Adresse: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät, Abt. für Allgemeinmedizin
Werdener Str. 4
40227 Düsseldorf

OptiCor - Optimierung der Behandlung der koronaren Herzkrankheit durch Training von Hausärztinnen und -ärzten in der Kurzberatung zur Steigerung der körperlichen Aktivität

Die koronare Herzkrankheit (KHK) zählt zu den Volkskrankheiten und ihre Folgen zu den führenden Todesursachen in Deutschland. Regelmäßige körperliche Aktivität ist eine wirksame Therapie bei der KHK. Hausärztliche Kurzberatung zur körperlichen Aktivität kann Patientinnen und Patienten zu mehr Aktivität bewegen. Die Nationale Versorgungsleitlinie "Chronische KHK" empfiehlt daher, dass Betroffene eine solche Kurzberatung und konkrete Empfehlungen zur Steigerung ihrer Aktivität erhalten sollen. Dies wird in der hausärztlichen Versorgung zu selten umgesetzt. Ein Grund dafür ist der Mangel an Training von Ärztinnen und Ärzten, eine solche Beratung wirksam und effizient anzubieten. Internationale Leitlinien empfehlen, dass Ärzte darin trainiert werden sollen, aber es ist unklar, ob ein solches Training die Beratungs- und Empfehlungsraten für KHK-Patienten tatsächlich steigert. Zudem sind die meisten Kurzberatungsmethoden oft zu zeitaufwändig für die routinemäßige Umsetzung in der Hausarztpraxis. Es wurde bereits ein wirksames 3,5-stündiges hausärztliches Training zu einer sehr kurzen Methode der Kurzberatung zu einem anderen Gesundheitsverhalten (Tabakrauchen) entwickelt. Mit dem neuen OptiCor Projekt soll die Übertragbarkeit dieses Trainings auf die Kurzberatung zur körperlichen Aktivität bei KHK geprüft werden. Im Rahmen einer deutschlandweiten, repräsentativen Befragung von Menschen mit KHK wird zunächst erhoben, wie hausärztliche Beratung zu körperlicher Aktivität aktuell umgesetzt wird. Anschließend werden förderliche und hinderliche Faktoren der Umsetzung bei Ärzten und Patienten erforscht. Auf Basis dieser Ergebnisse wird ein kurzes, theoriebasiertes, maßgeschneidertes Training für Hausärztinnen und -ärzte entwickelt. Die Wirksamkeit dieses Trainings auf die Anwendung der Kurzberatung und Empfehlungen zur körperlichen Aktivität bei KHK-Patientinnen und -Patienten wird in einer Cluster-randomisierten kontrollierten Studie unter Alltagsbedingungen in der hausärztlichen Versorgung geprüft.

As-Tra - Nutzerzentrierte Entwicklung, Evaluation und Implementierung eines technischen Assistenzsystems für ältere Menschen zur nachhaltigen Verbesserung der Ernährungs- und Bewegungssituation

Förderkennzeichen: 01GY2102
Gesamte Fördersumme: 1.080.045 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Dr. Rebecca Diekmann
Adresse: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät VI, Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung
Ammerländer Heerstr. 140
26129 Oldenburg

As-Tra - Nutzerzentrierte Entwicklung, Evaluation und Implementierung eines technischen Assistenzsystems für ältere Menschen zur nachhaltigen Verbesserung der Ernährungs- und Bewegungssituation

Ältere Menschen weisen ein hohes Risiko für Mangelernährung und Immobilität auf. Interventionen beispielsweise im Rahmen von Reha-Aufenthalten weisen oftmals keinen nachhaltigen Effekt auf, da das Verhalten nur kurzfristig geändert wird. Technik bildet häufig nicht die Bedarfe und Bedürfnisse älterer, bisher wenig technik-affiner Menschen ab. Dieses Projekt zielt auf die nutzerzentrierte Entwicklung eines technischen Assistenzsystems im Sinne einer Tablet-basierten App und eines "Self-Assessments-Instrumentes" ab, das sowohl die Ernährungssituation als auch die körperliche Funktionalität der Betroffenen adressiert und durch die Berücksichtigung von psychologischen Modellen der Verhaltensänderung nachhaltige Effekte erzielen soll. Dazu werden die im Strukturrahmen des MRC (Medical Research Council) vorgeschlagenen Methoden für komplexe Interventionen verwendet. Zunächst erfolgt die Testung der Machbarkeit im Rahmen von Einzelelementtestungen, im Anschluss testet eine Pilotstudie das Gesamtsystem an einer kleinen Anzahl von Probandinnen und Probanden. Im letzten Schritt werden die Effekte der Nutzung des Systems auf den Ernährungs- und Bewegungszustand und die Veränderung der Technikaffinität im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Interventionsstudie geprüft. Die Implementierung technischer Assistenzsysteme in die Gesundheitsversorgung erfolgt durch die Diskussion mit relevanten Stakeholdern wie Berufsverbänden und Kostenträgern im Rahmen von regelmäßigen Workshops. Die Teilhabe wird durch die Einbindung von Vertreterinnen und Vertretern der Zielgruppe in den gesamten Prozess im Rahmen einer "Teilhabe-Studiengruppe" gewährleistet, dies umfasst eine feste Gruppe von vier Seniorinnen und Senioren oder Angehörigen, die an Teamsitzungen teilnehmen und in den Studienplanungsprozess und die Auswertung eingebunden werden.