Mikrobielle Infektionen sind eines der Hauptprobleme im Zusammenhang mit implantierten medizinischen Fremdmaterialien. Frühere Studien haben gezeigt, dass Implantatinfektionen häufig durch Mikroorganismen verursacht werden, die Lebensgemeinschaften, sogenannte Biofilme, bilden. Im Gegensatz zu Infektionen, die durch freie bzw. bewegliche Bakterien verursacht werden, erhöhen Biofilme die Toleranz gegenüber antimikrobiellen Wirkstoffen und das Risiko, antimikrobielle Resistenzen zu entwickeln.
Das Projekt TRA-COAT zielt darauf ab, das Auftreten von Implantatinfektionen durch die Entwicklung einer neuartigen, resistenzvermeidenden antimikrobiellen Beschichtung zu bekämpfen. Die Beschichtung wirkt zudem der Bildung von Biofilmen aktiv entgegen und ermöglicht die bedarfsgesteuerte Freisetzung von Wirkstoffen. Ziel der Arbeiten an der Charité ist die Nutzung des bildgebenden Verfahrens der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) für eine neuartige Diagnostik mit erstmaliger Messung des Schweregrads der Biofilmbildung sowie des Therapieeffekts. Das Projekt wird sich auf orthopädische posttraumatische und vaskuläre Implantatinfektionen konzentrieren, kann aber später auf andere Implantate ausgeweitet werden. Die örtlich und zeitlich begrenzte Freisetzung der antimikrobiellen Wirkstoffe reduziert das Risiko der Resistenzentwicklung und kommt den Patientinnen und Patienten zugute.
Das Vorhaben ist Teil eines transnationalen Forschungsverbundes im Rahmen der Joint Programming Initiative zu antimikrobieller Resistenz (JPIAMR). In dem Verbund arbeitet ein internationales Konsortium an der Lösung dieser Forschungsfrage. Mit der Fördermaßnahme wird das Ziel verfolgt, sich ergänzende Expertisen und Ressourcen von einschlägig qualifizierten Arbeitsgruppen aus den teilnehmenden Ländern zusammenzuführen. Durch kooperative Forschungsansätze sollen Fortschritte bei Prävention, Surveillance und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erzielt werden, die allein auf nationaler Ebene nicht zu erreichen sind.