Das Verbundprojekt infoXpand beschäftigt sich mit dem Einfluss von Meinungen und Verhaltensreaktionen der Bevölkerung auf die Prognoseerstellung des Infektionsgeschehens. Ziel des Projektes ist es, die Rückkopplungsschleife zwischen Pandemie und Informationsverbreitung besser zu verstehen und daraus Vorschläge für zukünftige Maßnahmen durch Entscheidungsträger abzuleiten.
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass Modelle der epidemischen Ausbreitung leistungsfähige Instrumente für das Verständnis, die Vorhersage und das Management von Pandemien sind. Die letzten zwei Jahren haben jedoch auch gezeigt, dass es noch eine große Unbekannte gibt – die Meinungen und Verhaltensreaktionen der Bevölkerung auf Nachrichten und staatliche Beschränkungen. So kann einerseits die Meinungs- und Verhaltensdynamik dazu beitragen, eine Pandemie einzudämmen, andererseits verringern Fehlinformationen und Verschwörungstheorien aber unter Umständen das Vertrauen in staatliche Maßnahmen, wodurch eine Pandemie wiederum verlängert wird. Modelle zur Krankheitsausbreitung, wie sie derzeit zur Vorhersage von Pandemie-Dynamiken verwendet werden, berücksichtigen zwar, dass beispielsweise niedrige Impfraten die Zahl der Krankenhausaufenthalte erhöhen. Gleichzeitig lassen sie aber außer Acht, dass das Wissen um die zunehmende Zahl von Krankenhausaufenthalten die Menschen ebenfalls motivieren kann, sich impfen zu lassen.
Hier setzt infoXpand an: Im Rahmen des Projekts sollen nun interdisziplinär mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pandemiemodellierung, Meinungsdynamik, Mobilität und menschliches Verhalten sogenannte agentenbasierte Modelle und Kompartimentmodelle entwickelt und analysiert werden. Es ist geplant, mit diesen sowohl die klassische Krankheitsdynamik als auch die Meinungsdynamik erfassen und kombinieren zu können. Die Modellannahmen für die Meinungsdynamik sollen dabei mit Daten aus sozialwissenschaftlichen Umfragestudien und Verhaltensexperimenten sowie mit umfangreichen Mobilitätsdaten kalibriert werden.