Trotz signifikanter Fortschritte in der Medizin gibt es noch eine erhebliche Anzahl von Erkrankungen, die bisher nur gelindert, aber nicht geheilt werden können. Ein wesentlicher Grund für fehlende Heilungsmöglichkeiten ist in vielen Fällen, dass die Mechanismen, die den Erkrankungen zugrunde liegen, sogenannte „Pathomechanismen“, noch nicht ausreichend geklärt sind.
Im Verbundprojekt IMMME sollen die immunologischen Pathomechanismen des postinfektiösen Chronischen Fatigue Syndroms (ME/CFS) untersucht werden. ME/CFS ist eine schwere chronische Erkrankung, die mit starken körperlichen Beeinträchtigungen und einer Funktionsstörung des autonomen Nervensystems einhergeht. ME/CFS beginnt häufig mit einer viralen Infektion, die genaue zelluläre Ursache der Erkrankung ist bisher jedoch ungelöst. Für ME/CFS gibt es derzeit weder einen diagnostischen Biomarker noch eine zugelassene Therapie.
Das hier konzipierte Projekt strebt den Aufbau eines interdisziplinären Forschungsnetzwerkes an, welches komplementäres Fachwissen aus den Bereichen Immunologie, Neurologie, Infektiologie, Rheumatologie und Pädiatrie kombiniert. Forschungsdaten weisen darauf hin, dass autoimmune Prozesse bei ME/CFS eine Rolle spielen. Virusinfektionen, beispielsweise mit dem Eppstein-Barr-Virus (EBV) oder SARS-CoV-2, erhöhen das Risiko autoimmuner Prozesse. Im Rahmen des Projektes sollen daher virus-spezifische autoimmune Antikörper bei ME/CFS-Patientinnen und -Patienten und die zugrundeliegenden biologischen Prozesse untersucht werden. Hierfür sollen gut charakterisierte biologische Proben aus einer gemeinsamen ME/CFS-Biobank umfassend molekularbiologisch und bioinformatisch analysiert werden. Ziel ist es, auf diese Weise ein besseres Verständnis über den Pathomechanismus von postinfektiösem ME/CFS zu erlangen. Darüber hinaus soll dieses Forschungsnetzwerk eine Grundlage für die Entwicklung diagnostischer Marker und therapeutischer Strategien für ME/CFS bilden.