Zentrales Ziel dieses Projektes ist es, die praktische Anwendbarkeit mathematischer Modelle zur Beschreibung normaler und leukämischer Blutbildung im Rahmen klinischer Entscheidungsprozesse zu zeigen. Das Projekt basiert maßgeblich auf mathematischen Modellen der drei Hauptentwicklungslinien der Blutzellen (d.h. der Erythropoese, Granulopoese, Thrombopoese) und deren Regulation durch Wachstumsfaktoren, sowie auf Modellen zur Beschreibung der Blutstammzellen. Diese Modelle wurden in den letzten Jahren in den beteiligten Arbeitsgruppen entwickelt und sollen nun von der Grundlagenforschung in die klinische Praxis gebracht werden, um so die Behandlung der entsprechenden Erkrankungen zu verbessern.
Die Arbeiten in diesem Verbundprojekt konzentrieren sich auf die Analyse dynamischer Merkmale der individuellen Krankheitsentwicklung an den zwei Beispielen der gestörten Blutbildung und der Behandlung von chronischen Leukämien (CML). Wesentlich dafür ist die Analyse patientenspezifischer Zeitverlaufsmessungen von Biomarkern während der Krankheitsprogression und des Therapieansprechens. Mit Hilfe systembiologischer Methoden wird zunächst das Ziel verfolgt, eine Stratifizierung der Patienten nach Risikogruppen vorzunehmen und damit eine gezieltere Behandlung zu ermöglichen. In einem zweiten Schritt sollen dann Behandlungseffekte für die individuellen Patienten vorhergesagt und die Therapie entsprechend angepasst werden. Dadurch soll gezeigt werden, dass die Systemmedizin einen wesentlichen Fortschritt in der erfolgreichen Behandlung von Patienten ermöglichen kann.