Das Verbundprojekt SeneSys beschäftigt sich mit Verbesserungen bei der Behandlung bestimmter Tumore im Bereich des Lymphsystems. Im Mittelpunkt der Forschung steht das diffus großzellige B-Zell-Lymphom, eine aggressive Krebserkrankung der B-Lymphozyten. B-Lymphozyten – auch B-Zellen genannt – bilden eine Untergruppe der weißen Blutzellen und produzieren Antikörper im Rahmen der Immunantwort. Bei einer Krebserkrankung verlieren betroffene B-Zellen diese elementare Funktionsfähigkeit. Gleichzeitig vermehren sie sich ungebremst, so dass sie die gesunden und noch funktionsfähigen Immunzellen immer weiter verdrängen. Etwa zwei Drittel der Krebspatientinnen und -patienten können inzwischen mithilfe der aktuell verfügbaren Standardtherapie von ihrer Krebserkrankung geheilt werden. Trotz langjähriger medizinischer Forschung und weltweiter Anstrengungen stagniert diese Heilungsrate jedoch seit Jahren. Dies liegt vor allem daran, dass die einzige alternative Therapiemöglichkeit – eine Knochenmarkstransplantation – nicht bei jedem Betroffenen durchgeführt werden kann.
Hier setzt SeneSys an: Im Rahmen des Projekts sollen die Erfolgsaussichten neuer Therapiemöglichkeiten geprüft werden, die gezielt am Seneszenzverhalten von Krebszellen ansetzen. Unter Seneszenz versteht man u.a. die zunehmende Teilungsunfähigkeit von Zellen, welche durch Alterungsprozesse verursacht wird. Nach einer medikamentösen Tumortherapie treten Krebszellen vermehrt in diesen Zustand ein. Seneszente Tumorzellen sterben durch die Therapie jedoch nicht ab, sondern verlieren in der Regel lediglich ihre Teilungsfähigkeit. In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass seneszente Tumorzellen in bestimmten Fällen durch eine Art „Reprogrammierung“ ihre verloren gegangene Teilungsfähigkeit zurückgewinnen können und dann zumeist eine besondere Tumor-aggressivität entwickeln. Diese Prozesse sollen nun weiter aufgeklärt und für neue Therapieansätze genutzt werden. Es ist geplant, durch systemmedizinische Analysen zwei verschiedene Therapiewege zu entwickeln. So soll zum einen untersucht werden, wie sich die Seneszenz bei Tumorzellen absichtlich induzieren lässt. Der zweite Ansatz verfolgt die Strategie, seneszente Tumorzellen gezielt zu eliminieren. Dies soll insbesondere austherapierten Hochrisikopatientinnen und -patienten neue Heilungsmöglichkeiten eröffnen.