Neuroprothesen sind elektronische Bauteile, die eine Schnittstelle zum Gehirn darstellen, um krankheitsbedingt ausgefallene Nervenfunktionen wiederherzustellen oder zu ersetzen. Eine neue Generation solcher Geräte nutzt zur Funktionsoptimierung auch intelligente Algorithmen, um Gehirn-Daten zu verarbeiten und menschliche Funktionen zu unterstützen. Neben Bewegungskontrolle können sie auch z. B. sensorische oder emotionale Funktionen unterstützen. Prototypen solcher Geräte werden experimentell bereits eingesetzt.
Das Verbundprojekt HYBRIDMIND ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Multinationale Forschungsprojekte zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Neurowissenschaften“ im Rahmen des ERA-NET NEURON. Es untersucht Verbindungen des menschlichen Geistes mit künstlicher Intelligenz (KI) durch sog. intelligente Neuroprothesen, die als hybrider Geist (Hybrid Mind) bezeichnet werden. Dabei wird ethischen und rechtlichen Fragestellungen nachgegangen und Regulierungsbedarfe werden diskutiert. Wenn der Geist von Nutzern mit selbstlernenden KI-Mechanismen gekoppelt ist, wie verändert sich dann deren Selbstverständnis oder die Verantwortlichkeit auf das Handeln? Wie sollen selbstlernende Algorithmen programmiert sein, um Schaden zu vermeiden? Dazu werden in Deutschland und der Schweiz Nutzer intelligenter Neuroprothesen zu Erfahrung und psychischen Effekten befragt. Diese Daten werden mit Forschenden der Neurotechnologien sowie Ärztinnen und Ärzten eingehend diskutiert. Ziel ist es, Leitfäden zum ethischen Umgang mit Neuroprothesen und für deren verantwortungsvolle Entwicklung zu erarbeiten und Informationen für die Öffentlichkeit bereitzustellen.
In dem Projekt arbeiten zwei deutsche Partner mit einer kanadischen Koordinatorin und einem Partner aus der Schweiz interdisziplinär zusammen. Dabei tragen die deutschen Vorhaben mit der Patientenbefragung sowie mit der Untersuchung ethischer und rechtlicher Fragen zum Verbundprojekt bei.