Verbund

PsyTrans - Psychedelische Transformationen: Ein taiwanesisch-deutscher Vergleich von ethischen und sozio-kulturellen Aspekten neuer Therapien

Das Verbundprojekt PsyTrans ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Richtlinie zur Förderung von Zuwendungen für multinationale Forschungsprojekte zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Neurowissenschaften im Rahmen des ERA-NET NEURON“. Ziel dieser Maßnahme ist es, Fragen der ethischen, philosophischen, rechtlichen und sozio-kulturellen Aspekte bezogen auf neurowissenschaftliche Forschung zu identifizieren, wissenschaftliche Grundlagen für einen informierten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs zu legen, Chancen und Risiken, die sich aus dem technischen und methodischen Fortschritt ergeben, zu bewerten sowie den allgemeinen Wissensstand zu erweitern.

In dem Projekt arbeiten zwei deutsche Partner mit einem internationalen Partner aus Taiwan interdisziplinär zusammen. Das Projekt beschäftigt sich mit ethischen Implikationen der Verwendung von Psychedelika im Kontext von psychiatrischen Behandlungen bezogen auf ihr Transformationspotenzial. In den deutschen Teilprojekten werden dabei die theoretischen Grundlagen gelegt, um psychedelische Transformation zu erfassen, für empirische und vergleichende Arbeit vorzubereiten und ethisch zu bewerten. Des Weiteren sollen Fragen beantwortet werden, welche ethischen und persönlichen Bedenken im Zusammenhang mit Ketamin-Behandlung von psychischen Störungen existieren, welche Bedenken in Zusammenhang mit einer Substanz-gestützten Psychotherapie existieren und welche ethischen und spirituellen Anliegen Nutzende halluzinogener Pflanzen in Deutschland haben.

Teilprojekte

Teilprojekt Ethik

Förderkennzeichen: 01GP2423A
Gesamte Fördersumme: 237.516 EUR
Förderzeitraum: 2024 - 2027
Projektleitung: Dr. Dimitris Repantis
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (CCM)
Charitéplatz 1
10117 Berlin

Teilprojekt Ethik

Das Transformationspotenzial von psychedelischen Interventionen bringt eine Reihe interventionsspezifische bisher nicht bearbeitete ethische Implikationen für die Verwendung im Kontext psychiatrischer Behandlungen mit sich. Dies liegt an charakteristischen Merkmalen von Psychedelika. Einerseits erhöhen Psychedelika die Suggestibilität während ihrer akuten Wirkungen. Eine Beeinflussung im Rahmen der therapeutischen Beziehung ist daher denkbar und stellt ein ethisches Problem für die Patientenautonomie dar. Des Weiteren ist die Wirkung von Psychedelika kontextsensitiv. Mit anderen Worten hängen die Risiken und der Nutzen der psychedelischen Therapie nicht ausschließlich von intrinsischen pharmakologischen Eigenschaften oder Dosierungen ab, sondern von externen Faktoren. Dazu gehören die physische Umgebung, die spezifische therapeutische Methode und der kulturelle Kontext, in denen die Medikamentenverabreichung eingebettet ist. Zudem führen Psychedelika mutmaßlich nicht nur zu einer akuten Veränderung mentaler Zustände, sondern schon nach der ersten Dosis zu potenziell bleibenden psychischen Veränderungen. Diese Veränderungen betreffen, inter alia, metaphysische Weltanschauungen. Im Gesamtprojekt werden diese Form der psychedelischen Transformation konzeptionell und interkulturell auf ihre ethischen und epistemischen Konsequenzen hin untersucht. Im Teilprojekt werden ethische Bewertungen erfolgen, die sich auf persönliche Transformationen, Suggestibilität sowie kontextuelle und kulturelle Einflüsse konzentrieren, um die Risiken und Vorteile von Psychedelika angemessen zu bewerten. Des weiteren wird eine bizentrische (Deutschland und Taiwan) qualitative und quantitative Studie zur Praxis der psychedelischen Therapie durchgeführt.

Teilprojekt Philosophie

Förderkennzeichen: 01GP2423B
Gesamte Fördersumme: 62.392 EUR
Förderzeitraum: 2024 - 2027
Projektleitung: Dr. Sascha Fink
Adresse: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Centre for Philosophy of AI Research
Werner-von-Siemens-Str. 61
91052 Erlangen

Teilprojekt Philosophie

Derzeit wird diskutiert, Psychedelika wieder in die Psychotherapie einzuführen. Ihr therapeutisches Potenzial scheint von ihrer Fähigkeit abzuhängen, heilsame persönliche Transformationen einzuleiten. Diese Form der psychedelischen Transformation wird konzeptionell und interkulturell auf ihre ethischen und epistemischen Konsequenzen hin untersuchent. In diesem Arbeitspaket des Gesamtprojekts werden theoretische Grundlagen gelegt, um psychedelische Transformation adäquat zu erfassen, für empirische und vergleichende Arbeit vorzubereiten und ethisch zu bewerten. Dies passiert in folgenden Schritten: 1) Analyse der Literatur zu transformativen Erfahrungen und "pivotal mental states", sowie zu plötzlicher und gradueller Transformation; 2) Betrachtung der ethischen Dimension von persönlicher Transformation, insbesondere in Bezug auf "informierter Einwilligung"; 3) Kulturelle Einflüsse auf die Bewertung von persönlicher Transformation; 4) Workshop zu psychedelischer Transformation. In all diesen Arbeitsschritten wird der Kontakt mit der klinischen Forschung sowie der taiwanesischen Arbeitsgruppe sowie den Partnern in Yale gehalten. Insbesondere werden von dieser theoretischen Auseinandersetzung auch Inputs für die ethischen Arbeitspakete dieses Gesamtprojekts erwartet.