Diabetes ist eine der großen Volkskrankheiten. Obwohl sich der Blutzuckerspiegel medikamentös kontrollieren lässt, treten bei zahlreichen Patienten im späten Stadium Nerven- und Gefäßschäden auf. Diese lassen sich bislang kaum verhindern und nur unzureichend therapieren. Betroffene Patienten müssen daher oft viele verschiedene Medikamente nehmen, um gleichzeitig Blutzucker und -fette einzustellen sowie die Symptome der Spätschäden zu behandeln.
Ziel des Verbundprojekts ist es, eine Gruppe von Ribonukleinsäuren, sogenannte Mikro-RNAs, als Zielstrukturen für die Behandlung von Diabetes zu validieren. Mikro-RNAs (MiRs) sind kleine Biomoleküle, die eine Rolle in der Genregulation spielen. In Vorexperimenten wurde bereits eine Gruppe von MiRs identifiziert, die eine zentrale Rolle in der Stoffwechselregulation spielt. Einzelne MiRs konnten durch sogenannte Tough Decoys (TD) ausgeschaltet werden, was im Experiment dazu führt, dass Blutzucker bzw. Blutfettspiegel sinken. Tough Decoy Systeme nutzen ein spezielles RNA-Konstrukt, das spezifisch bestimmte MiRs inhibieren kann. Durch die Kombination spezifischer TD können parallel mehrere MiRs blockiert werden. Hierzu werden TD in biologisch abbaubare Transportvehikel verpackt, die es durch zielgerichteten Transport in die Leber ermöglichen, MiRs dort organspezifisch zu modulieren. Auf diese Weise können zukünftig individuell auf Patienten zugeschnitten mehrere Stoffwechselwerte mit einem einzelnen biologischen Präparat eingestellt werden. Damit werden die Möglichkeiten zur Behandlung von Diabetes und zur Vorbeugung von Spätschäden substantiell verbessert. Ein Alleinstellungsmerkmal des Ansatzes besteht außerdem darin, dass potenziell sowohl beim Typ 1 als auch beim Typ 2 Diabetes durch frühzeitige Interventionen Spätschäden vermieden werden können.