Verbund

PsychedELSI - Ethische, rechtliche und soziale Implikationen der psychedelischen Renaissance

Die neurowissenschaftliche Forschung liefert kontinuierlich neue Erkenntnisse zu Struktur und Funktion des menschlichen Gehirns. Sie trägt dazu bei, menschliche Entscheidungen, Verhaltensweisen, Emotionen und soziale Interaktionen besser zu verstehen. Innovationen in diesem Bereich haben aber auch ein hohes Nutzungspotenzial für Diagnose und Therapie verschiedener neurologischer oder psychiatrischer Erkrankungen. Jedoch sind sie auch mit Risiken verbunden, da ihre Anwendung das menschliche Wesen und unsere Entscheidungen beeinflussen können. Es ist daher wichtig, Chancen und Risiken, die sich aus dem technischen und methodischen Fortschritt ergeben, zu identifizieren und zu bewerten.

Das Projekt PsychedELSI ist Teil der BMBF-Förderrichtlinie zur Förderung von Forschungsprojekten zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Neurowissenschaften. Ziel dieser Maßnahme ist es, die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Implikationen in den Neurowissenschaften zu identifizieren. Der Stand des Wissens wird erweitert und somit ist die wissenschaftliche Grundlage für einen informierten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs gelegt.

Klinische Forschungsergebnisse aus der Behandlung von psychischen Erkrankungen mit Psychedelika und Aussagen von Regulierungsbehörden weltweit legen nahe, dass psychedelische Substanzen bald in der Psychiatrie Anwendung finden, auch in Deutschland. Eine potentielle behördliche Zulassung dieser Substanzen geht mit vielen rechtlichen, ethischen, epistemologischen, politischen und sozialen Fragen einher. Diese Fragen sollten adressiert werden, bevor diese Neurointervention Eingang in die psychiatrische Praxis findet.

Das Projekt PsychedELSI bringt Expertinnen und Experten verschiedener Fachbereiche zusammen, um die laufende Forschung mit Psychedelika kritisch zu begleiten und medizinische Institutionen, Regulierungsbehörden, Politik und Gesellschaft auf den kommenden Wandel vorzubereiten.

Teilprojekte

Ethik

Förderkennzeichen: 01GP2214A
Gesamte Fördersumme: 302.918 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2026
Projektleitung: Dr. Dimitris Repantis
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (CCM)
Charitéplatz 1
10117 Berlin

Ethik

Die Charité trägt zurzeit zu multizentrischen Phase 2 und 3 Studien bei, die die Behandlung von psychischen Erkrankungen mit Psychedelika untersuchen. Psychedelika gehören zu den potentesten und ungewöhnlichsten neuropsychopharmakologischen Substanzen. Vorläufige Studienergebnisse sowie Äußerungen von Beamten der Regulierungsbehörden legen nahe, dass Psychedelika bald wieder in der Psychiatrie Anwendung finden werden. Diese Entwicklungen werden aller Voraussicht nach die öffentliche Wahrnehmung von Psychedelika verändern und werfen eine Reihe ethischer, epistemologischer, rechtlicher, kriminologischer, politischer und sozialer Fragen auf, die dringend geklärt werden sollten, bevor diese Neurointerventionen psychiatrische Praxis werden (und bevor der illegale nicht-medizinische Gebrauch zunimmt). Koordiniert durch die Charité bringt dieses Projekt Expertinnen und Experten aus verschiedenen Feldern zusammen, um die laufende Forschung kritisch zu begleiten und medizinische Institutionen, Regulierungsbehörden und die Gesellschaft insgesamt auf den anstehenden Wandel vorzubereiten. In dem Teilprojekt wird mit systematische Literaturarbeiten das Gesamtprojekt und die wissenschaftliche Community informiert. Es wird eine Nutzen-Risiko-Analyse durchgeführt und es werden zentrale ethische Fragen im Zusammenhang mit dem therapeutischen Einsatz von Psychedelika durch eine Kombination aus empirischer und konzeptioneller Forschung behandelt. Bearbeitet werden insbesondere Fragen des Machtungleichgewichts der therapeutischen Beziehung in der psychedelischen Therapie, die Frage, ob psychedelische Erfahrungen potenziell zu Persönlichkeitsveränderungen und anderen unerwarteten Ergebnissen führen können sowie die Vorbereitung von Patientinnen und Patienten auf Erfahrungen der "Ich-Auflösung" und Konsequenzen für die Einverständniserklärung. Außerdem wird das Teilprojekt die Abschlusskonferenz des Verbunds ausrichten.

Recht

Förderkennzeichen: 01GP2214B
Gesamte Fördersumme: 144.011 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2026
Projektleitung: Dr. Jan Christoph Bublitz
Adresse: Universität Hamburg, Fakultät für Rechtswissenschaft, Institut für Kriminalwissenschaften, Zentrum für Recht in der digitalen Transformation
Rothenbaumchaussee 33
20148 Hamburg

Recht

Das Projekt untersucht ethische, rechtliche, philosophische und gesellschaftliche Fragen der voraussichtlichen Verwendung von Psychedelika in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Praxis. Es begleitet derzeit laufende empirische Studien, deren Ergebnisse in der Projektlaufzeit erwartet werden und bereitet Institutionen und Politik auf die anstehende Umstufung der Substanzen vor. Im Rahmen der ELSA-Forschung bringt der Verbund verschiedene Disziplinen zusammen, um Chancen und Risiken der psychedelischen Renaissance interdisziplinär zu untersuchen und Medizin und Gesellschaft auf den therapeutischen Einsatz von Psychedelika vorzubereiten. Das rechtliche und kriminologische Teilprojekt untersucht rechtliche, rechtsethische, und kriminologische Fragestellungen, die mit den Fragestellungen der Verbundpartner auf mehrere Weise verschränkt sind. Die zu bearbeitenden Hauptfragen sind: Welche kriminologischen Daten bezüglich von Psychedelika liegen national, europaweit und international vor, welche Lücken bestehen? Wie ist der Umgang mit diesen Substanzen de lege lata erfasst, welche Änderungen werden diskutiert und sind erforderlich? Welche Regulierungsfragen ergeben sich im Einzelnen? Wie ist der Umgang mit Psychedelika inner- und außerhalb der Psychotherapie auf der Ebene fundamentaler Rechte einzuordnen? Welche therapierechtlichen Fragen werden durch psychedelisch assistierte Behandlungsmodelle aufgeworfen?

Philosophie

Förderkennzeichen: 01GP2214C
Gesamte Fördersumme: 153.480 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2026
Projektleitung: Dr. Sascha Benjamin Fink
Adresse: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fakultät für Humanwissenschaften, Institut III Philologie, Philosophie, Sportwissenschaft, Bereich für Philosophie (PHI)
Zschokkestr. 32
39108 Magdeburg

Philosophie

Im Rahmen der ELSA-Forschung bringt das Projekt Forschende aus Biomedizin, Philosophie sowie Rechts- und Sozialwissenschaften zusammen, um die Chancen und Risiken der "psychedelischen Renaissance" (Pollan, 2018) zu untersuchen. Die Nutzung dieser nach wie vor illegalen Substanzen zur Therapie psychiatrischer Krankheiten erzeugt zweifellos einen hohen öffentlichen Diskussionsbedarf. In Anbetracht der weit verbreiteten positiven und negativen Vorurteile gegenüber Psychedelika ist es hier besonders wichtig, eine empirische Grundlage zu schaffen, auf der informierte Empfehlungen gegeben werden können. Dies umfasst die Einbringung dieser Methoden in den Klinikalltag sowie den Umgang mit diesen Methoden in Recht und Gesellschaft. Eine empirisch-informierte philosophische Untersuchung begleitet diese Untersuchungen, sowohl auf theoretischer als auch normativ-praktischer Ebene. Das philosophische Teilprojekt fokussiert dabei insbesondere auf epistemologische Aspekte, sowohl bezogen auf die Wissenschaftstheorie der Psychedelika-Forschung als auch bezogen auf die epistemischen Risiken des Psychedelika nehmenden Subjekts. In beiderlei Hinsicht werden epistemologische Fragen sowohl theoretisch als auch normativ-praktisch beleuchtet, basierend auf den derzeitigen empirischen Modellen und Daten. Das philosophische Teilprojekt ergänzt dadurch insbesondere das psychiatrische und juristische Teilprojekt und wird in direkter Zusammenarbeit ausgestaltet werden.

Sozialwissenschaften

Förderkennzeichen: 01GP2214D
Gesamte Fördersumme: 312.006 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2026
Projektleitung: Dr. Torsten Voigt
Adresse: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie, Lehr- und Forschungsgebiet Technik und Diversität
Eilfschornsteinstr. 7
52062 Aachen

Sozialwissenschaften

Das Projekt untersucht ethische, rechtliche, philosophische und gesellschaftliche Fragen des geplanten Einsatzes von Psychedelika in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Praxis. Es begleitet derzeit laufende empirische Studien, deren Ergebnisse in der Projektlaufzeit erwartet werden und bereitet Institutionen und Politik auf die anstehende Umstufung der Substanzen vor. Im Rahmen der ELSA Forschung bringt der Verbund verschiedene Disziplinen zusammen, um Chancen und Risiken der psychedelischen Renaissance interdisziplinär zu untersuchen und Medizin und Gesellschaft auf den therapeutischen Einsatz von Psychedelika vorzubereiten. Dieses Teilprojekt untersucht mit Methoden der Soziologie, Ethnologie und Wissenschafts- und Technikforschung, welche Formen die psychedelische Renaissance innerhalb der Wissenschaft und in der Gesellschaft insgesamt annimmt. Zwei Fragenkomplexe stehen im Mittelpunkt: 1) Wie verändert sich die öffentliche Wahrnehmung der Psychedelika durch die mediale Berichterstattung über den medizinischen Nutzen dieser nach wie vor illegalen Drogen? Wie wirkt sich deren mögliche Marktzulassung auf das Image dieser Substanzklasse aus? Wie beeinflusst die mediale Diskussion die Behandlungsbereitschaft im klinischen Setting und wie wirkt sich dieser Einsatz und die Therapie von Patientinnen und Patienten wiederum auf die öffentliche Wahrnehmung aus? 2) Wie reagieren Forschende und Entwicklerinnen und Entwickler psychedelischer Psychotherapien in universitären Laboren, psychiatrischen Kliniken und Start-up-Unternehmen auf die Innovationskrise, die die Entwicklung neuer Medikamente seit den 2010er Jahren erfährt? Welche Strategien wählen verschiedene Akteure in der Entwicklung, um dieser Krise und Skepsis zu begegnen. Wie kann eine Wiedereinführung gesellschaftspolitisch verantwortungsvoll und angemessen reguliert gelingen? Ein Bürgerdialog wird angestoßen, um Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger in die Forschung zu integrieren und aufzuklären. Wie kann eine Wiedereinführung gesellschaftspolitisch verantwortungsvoll und angemessen reguliert gelingen? Ein Bürgerdialog wird angestoßen, um Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger in die Forschung zu integrieren und aufzuklären.