Fördermaßnahme

Gendergesundheit

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2016
Förderzeitraum: 2017 - 2022
Gesamte Fördersumme: bis zu 10,3 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 9 Verbünde und 5 Einzelvorhaben (32 Zuwendungsempfänger)

Gesundheit, Entstehung und Verlauf von Krankheiten sind durch sehr verschiedene Faktoren bestimmt. Neben der genetischen Ausstattung haben die Herkunft, der soziale Status, das Geschlecht sowie das familiäre, berufliche und gesellschaftliche Umfeld Auswirkungen auf die Gesundheit und darauf, wie Krankheiten bewältigt werden können. Kindheit und Jugend, Erwachsenenleben und Alter haben dabei ihre eigenen Charakteristika. Aus diesen Gründen haben allgemeine Konzepte zur Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung nicht in allen Lebensphasen oder Bevölkerungsgruppen die gleiche Wirkung.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat deshalb die Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“ gestartet. Aufbauend auf den Besonderheiten und Entwicklungen bei Kindern und Jugendlichen, im Alter, bei arbeitenden Menschen und bei Männern und Frauen sollen neue und wirkungsvolle Konzepte zur Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung entwickelt werden.

1. Ziele des Förderschwerpunktes

Es gibt zunehmend Belege, dass Erkrankungen bei Männern und Frauen mit unterschiedlichen klinischen Ausprägungen, in unterschiedlicher Häufigkeit und zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten. Zudem sind Maßnahmen zur Behandlung von Krankheiten, aber auch zur Gesundheitsförderung und Prävention bei Männern und Frauen nicht immer gleich wirksam. Dies ist neben genderspezifischen Unterschieden in der Entstehung und dem Verlauf von Krankheiten auch im persönlichen Lebensstil, z. B. in der Ernährung und im Gesundheitsverhalten, sowie in den Bedarfen und Bedürfnissen in der Versorgung begründet. Bei vielen Krankheiten sind die genderspezifischen Unterschiede nicht hinreichend untersucht. Vorhandene Kenntnisse werden zudem zu selten in die Praxis umgesetzt.

Ziel dieser Fördermaßnahme ist es, die Grundlage dafür zu schaffen, dass genderspezifische Unterschiede bei der Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung besser berücksichtigt werden. Es sollen genderbedingte Unterschiede erkannt und gendersensible Versorgungskonzepte und Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt und erprobt werden. Durch systematische Übersichtsarbeiten nach internationalen Standards sollen bereits verfügbare gendersensible Studien zusammengefasst und bewertet werden.

2. Stand der Fördermaßnahme

Die eingegangenen Projektskizzen wurden von einem interdisziplinären, international besetzten Begutachtungsgremium bewertet. Auf dieser Grundlage wurden 14 Projektskizzen zur Förderung ausgewählt, an denen insgesamt 32 Zuwendungsempfänger (Universitäten, Universitätsklinika, außerhochschulische Forschungsorganisationen und Bundesbehörden) beteiligt sind. Es ist eine rund 4-jährige Förderung vorgesehen. Erste Projekte haben ihre Arbeit im Juli 2017 aufgenommen. Das BMBF beabsichtigt, in den Jahren 2017 bis 2022 rund 10 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Die Themen der Forschungsprojekte decken ein weites Spektrum ab. Sie analysieren den Einfluss von Geschlecht auf die Wirksamkeit von Präventions-, Diagnose- und Behandlungsmethoden von Krankheiten und auf die Entwicklung von Krankheitsverläufen sowie die Entwicklung gendersensibler Forschungsmethoden z. B. für die Gesundheitsberichterstattung.

Einzelprojekte

Abgeschlossen

DISPAR-HF – Unterschiede in der Diagnostik und Behandlung von Frauen und Männern mit Herzinsuffizienz

Förderkennzeichen: 01GL1711
Gesamte Fördersumme: 371.236 EUR
Förderzeitraum: 2017 - 2020
Projektleitung: Prof. Dr. Olaf von dem Knesebeck
Adresse: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut für Medizinische Soziologie
Martinistr. 52
20251 Hamburg

DISPAR-HF – Unterschiede in der Diagnostik und Behandlung von Frauen und Männern mit Herzinsuffizienz

Im Rahmen des Projektes soll untersucht werden, ob und in welchem Umfang das Geschlecht das diagnostische und therapeutische Verhalten von Hausärzten beeinflusst. Vor diesem Hintergrund sollen in dem Projekt folgende Forschungsfragen geklärt werden: 1. Werden im Fall von Herzinsuffizienz Diagnose- und Behandlungsentscheidungen niedergelassener Ärzte durch das Geschlecht der Patienten beeinflusst? 2. Variiert dieser Geschlechtereffekt in Abhängigkeit von Alter und Migrationshintergrund der Patienten? 3. Variiert der Geschlechtereffekt in Abhängigkeit arztspezifischer Charakteristika (Geschlecht und Berufserfahrung)? 4. Werden im Fall von Herzinsuffizienz Diagnose- und Behandlungsentscheidungen niedergelassener Ärzte durch das Alter und den Migrationshintergrund der Patienten beeinflusst? 5. Werden medizinische Entscheidungen durch Arztcharakteristika (Geschlecht, Berufserfahrung) beeinflusst? 6. Welche kognitiven Prozesse liegen der Entscheidung zugrunde, bestimmte Diagnosen oder Behandlungsempfehlungen auszusprechen? Für die Umsetzung des Vorhabens wurden die folgenden sechs Arbeitspakete konzipiert: AP 1: Vorbereitung und Produktion der Videovignetten, Fokusgruppen mit Allgemeinmedizinern, Internisten, Kardiologen und Patienten zur Erarbeitung eines Leitfadens für Video-Vignetten zu typischen Symptomen der Herzinsuffizienz; AP 2: Entwicklung der Fragebögen und des Pretests; AP 3: Auswahl von Hausärzten in und um Hamburg, Rekrutierung von Hausärzten; AP 4: Datensammlung, Dateneingabe und -bereinigung, Transkription der offenen Interviewsegmente; AP 5: Analyse der quantitativen und qualitativen Daten; AP 6: Veröffentlichung der Ergebnisse, Erstellung von Manuskripten und Präsentationen.

Abgeschlossen

MOCCA – Geschlechtsspezifische Strategien für die Darmkrebsvorsorge

Förderkennzeichen: 01GL1712
Gesamte Fördersumme: 831.461 EUR
Förderzeitraum: 2017 - 2022
Projektleitung: Prof. Dr. Hermann Brenner
Adresse: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Abt. Klinische Epidemiologie und Alternsforschung (C070)
Im Neuenheimer Feld 581
69120 Heidelberg

MOCCA – Geschlechtsspezifische Strategien für die Darmkrebsvorsorge

Das Vorhaben gliedert sich in zwei Teile. Teil I hat zum Ziel, detailliert die relevanten geschlechtsbezogenen Unterschiede in der Nutzung und den Befunden der Darmkrebsvorsorge sowie deren Einflussfaktoren zu identifizieren. In Teil II werden diese Informationen verwendet, um die Potenziale effektiverer und kosteneffektiverer geschlechtsspezifischer Strategien umfassend für die Darmkrebsvorsorge in Deutschland zu untersuchen und zu bewerten.

Abgeschlossen

GenderCare – Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Gesundheit, Pflegeproblemen und Pflegeinterventionen in Pflegeheimen und Krankenhäusern

Förderkennzeichen: 01GL1717
Gesamte Fördersumme: 329.119 EUR
Förderzeitraum: 2017 - 2019
Projektleitung: PD Dr. Nils Lahmann
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum - Forschungsgruppe Geriatrie
Reinickendorfer Str. 61
13347 Berlin

GenderCare – Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Gesundheit, Pflegeproblemen und Pflegeinterventionen in Pflegeheimen und Krankenhäusern

Im Rahmen der Sekundärdatenanalyse sollen Daten aus 15 konsekutiven bundesweiten Querschnittserhebungen aus Krankenhäusern und Pflegeheimen zusammengefasst und auf systematische Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezogen auf Auftreten und Versorgung der hochprävalenten Pflegeprobleme Sturzereignisse, Inkontinenz, Mangelernährung, Dekubitus, Immobilität, Schmerz, Hautzustand und generelle Pflegeabhängigkeit untersucht werden. Der theoretische Rahmen von Donabedian (1966) wird für diese sekundäre Datenanalyse angewendet. Variablen von individueller, stationärer und institutioneller Ebene werden jeweils zu Struktur-, Prozess- und Ergebniskategorien zugeordnet. Auf individueller Patientenebene werden demografische Daten wie Alter, Body-Mass-Index (BMI) und die medizinische Diagnose/Risikofaktoren berücksichtigt. Auf Stationsebene werden strukturelle Informationen wie Personalstruktur und die medizinische Fachabteilung berücksichtigt. Auf institutioneller Ebene werden Trägerschaft, Größe und Spezialisierung in einer mehrstufigen Analyse hinzugefügt.

Abgeschlossen

Sitting@Work – Dauersitzen/körperliche Inaktivität am Arbeitsplatz und die Wirkung auf kardiometabolische Risikofaktoren und kardiometabolische Endpunkte, ein systematischer Review unter Berücksichtigung gendersensibler Aspekte

Förderkennzeichen: 01GL1721
Gesamte Fördersumme: 186.710 EUR
Förderzeitraum: 2017 - 2019
Projektleitung: Prof. Dr. Ute Latza
Adresse: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), FG 3.1 Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen
Nöldnerstr. 40-42
10317 Berlin

Sitting@Work – Dauersitzen/körperliche Inaktivität am Arbeitsplatz und die Wirkung auf kardiometabolische Risikofaktoren und kardiometabolische Endpunkte, ein systematischer Review unter Berücksichtigung gendersensibler Aspekte

Ziel ist die Zusammenfassung der Evidenz (systematischer Review) zum Zusammenhang von Dauersitzen am Arbeitsplatz und kardiometabolischen Veränderungen bzw. kardiometabolischen Erkrankungen. Dabei sollen gendersensible Aspekte berücksichtigt werden. Die folgenden Fragen sollen beantwortet werden: Gibt es einen Zusammenhang zwischen langem Sitzen am Arbeitsplatz und kardiometabolischen Veränderungen bzw. kardiometabolischen Erkrankungen? Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die sich entweder aus genderspezifischen Unterschieden in deren beruflichen Tätigkeiten, der sozioökonomischen Situation, der Anzahl der Arbeitsstunden und/oder den familiären Anforderungen ergeben? Welche Schlussfolgerungen können gezogen werden 1) in Bezug auf die Entwicklung der Erkrankung, 2) in Bezug auf Empfehlungen zur Arbeitsorganisation bzw. Gefährungsbeurteilung (z.B. maximale ununterbrochene Sitzzeit) und in Bezug auf genderspezifische Präventionsstrategien.

Abgeschlossen

GLIM – Gender-spezifische Gesundheitskompetenz in Individuen mit Migrationshintergrund: systematischer Review mit Metaanalyse von individuellen Teilnehmerdaten

Förderkennzeichen: 01GL1723
Gesamte Fördersumme: 280.235 EUR
Förderzeitraum: 2017 - 2019
Projektleitung: Prof. Dr. Christiane Woopen
Adresse: Universität zu Köln, Medizinische Fakultät, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Forschungsstelle Ethik
Kerpener Str. 62
50937 Köln

GLIM – Gender-spezifische Gesundheitskompetenz in Individuen mit Migrationshintergrund: systematischer Review mit Metaanalyse von individuellen Teilnehmerdaten

Das Hauptanliegen des systematischen Reviews und der Metanalyse ist es, Evidenz für den potenziellen Effekt von Gender auf Gesundheitskompetenz (GK) bei Menschen mit Migrationshintergrund zu eruieren. GK beinhaltet das Wissen, die Motivation und die Kompetenz auf Gesundheitsinformationen zugreifen zu können, sowie sie zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden. Eine geringe GK kann zu diversen negativen Gesundheitsoutcomes führen.