Bestehende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung sind bei Männern und Frauen nicht immer gleich wirksam. Hierfür sind geschlechtsspezifische Unterschiede in der Entstehung und dem Verlauf von Krankheiten ebenso verantwortlich wie der persönliche Lebensstil, z. B. Ernährung und Gesundheitsverhalten, sowie unterschiedliche Bedarfe und Bedürfnisse in der Versorgung.
Um die Entwicklung neuer und wirkungsvoller Konzepte zu ermöglichen, fördert das BMBF im Rahmen der Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“ gendersensible vergleichende Studien zur Aufrechterhaltung der Gesundheit und Verbesserung der Versorgung von Frauen und Männern und zur Entwicklung und Validierung innovativer Methoden für eine geschlechtersensible Forschung sowie systematische Übersichtsarbeiten zu geschlechtssensiblen Studien.
In Deutschland weisen Menschen mit Migrationshintergrund, besonders junge Menschen aus dem Nahen Osten, die höchsten Suizidversuchsraten auf. Im Verbundprojekt SIcGA wird untersucht, wie sich eine auf den Einzelfall zugeschnittene, geschlechter- und kulturspezifisch angepasste psychosoziale Hilfeleistung durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter (Fallmanagement) in der ambulanten Nachbetreuung von 18- bis 29-Jährigen in suizidalen Krisen auswirkt. Das Fallmanagement soll bei den Betroffenen die psychischen Belastungen abmildern, den interpersonellen und sozialen Stress reduzieren, die Lebensqualität verbessern und die Rate an Suizidversuchen senken, so dass eine stationäre Versorgung abgewendet werden kann. Notfallmedizinische und akutpsychiatrische Versorgung sollen so besser mit ambulanten Nachsorgeangeboten verzahnt werden.
Im Rahmen des Verbundprojektes wird eine randomisierte kontrollierte Studie durchgeführt, bei der eine Gruppe das Fallmanagement zusätzlich zur Standardtherapie und die andere Gruppe nur die Standardtherapie erhält. In die Studie eingeschlossen werden Deutsche ohne Migrationshintergrund und Personen mit Migrationshintergrund aus Regionen des Nahen Ostens, die wegen Suizidhandlungen ins medizinische Notfallversorgungsystem gelangen. Die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen wird auf geschlechts- und kulturspezifische Unterschiede überprüft. Darauf aufbauend wird ein Vorhersage-Modell entwickelt.