Alkoholabhängigkeit ist eine weitverbreitete psychische Erkrankung, für die es für viele Menschen keine wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Alkohol löst einen Entzündungszustand aus, der bei chronischem Konsum auch nach dem Absetzen des Alkohols anhält und während der frühen Abstinenz eskalieren kann. Diese Entzündung führt zu Hirnschäden sowie kognitiven Beeinträchtigungen und verlängert den Zeitraum der Anfälligkeit über den Alkoholkonsum hinaus in die frühe Abstinenz. Die Wirkung ist individuell, da die Immunreaktivität und die Immuntypen in der Bevölkerung sehr unterschiedlich sind. Diese Variabilität könnte die unterschiedlichen Behandlungsresultate erklären, die bei Personen mit Alkoholkonsumstörung beobachtet werden.
Im vorliegenden Verbundprojekt IBRAA wird die Hypothese aufgestellt, dass der Alkoholentzug nach chronischem Konsum eine Entzündungsreaktion im Gehirn auslöst, die zu Hirnschäden sowie kognitiven Defiziten führen kann und die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls in den übermäßigen Alkoholkonsum erhöht. Der Verbund IBRAA ist Teil des translationalen ERA-NET NEURON und umfasst jeweils eine Forschungsgruppe aus Belgien, Deutschland, Rumänien und Spanien sowie zwei Forschungsgruppen aus Frankreich. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim wird gemeinsam mit den internationalen Kooperationspartnern an der Bestimmung von Biomarkern forschen, die Personen identifizieren, bei denen das Risiko von Hirnschäden und Rückfällen besteht. Der Verbund zielt auf die Entwicklung von Behandlungsmethoden ab, die die entzugsbedingte Neuroinflammation verringern. Langfristig stellt das Verbundprojekt damit einen wichtigen Schritt in Richtung einer individualisierten Therapie bei Alkoholkonsumstörung dar.