Verbund

MASE - Motorische Aktivität und subjektive Energiegeladenheit

Psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, nehmen weltweit zu. Therapeutische Ansätze und ihre zugrunde liegenden Mechanismen sind bisher unzureichend verstanden. Neuere Studien zeigen, dass nicht nur Sport, sondern auch körperliche Alltagsaktivität (z. B. Treppensteigen) mit einem erhöhten Gefühl der Energiegeladenheit einhergeht. Neurobiologisch wurde dieser Zusammenhang durch das Volumen des anterioren cingulären Kortex vermittelt. Diese Hirnregion ist unter anderem an der Emotionsverarbeitung beteiligt und wurde mit Depressionen in Verbindung gebracht. Da Energielosigkeit ein zentrales Symptom depressiver Erkrankungen darstellt, legen diese Befunde ein hohes Potenzial individuell zugeschnittener Interventionen zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Alltag nahe. Die Kausalität des Zusammenhangs zwischen Alltagsaktivität und subjektiver Energiegeladenheit ist bislang unzureichend belegt. Weiterhin ist unklar, welche neurobiologischen Merkmale Personen aufweisen, die von einem solchen Ansatz profitieren und unter welchen Umständen (Zeit, Ort, Kontext, Art der Intervention) diese am besten wirken.

Im vorliegenden Verbundprojekt MASE werden verschiedene Methoden kombiniert, um weitreichende Einblicke in Resilienz- und Vulnerabilitätsfaktoren sowie Präventions- und Interventionsmöglichkeiten bei Depressionen im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität zu erlangen. Der Verbund MASE ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst zwei Forschungsgruppen aus Deutschland und jeweils eine Forschungsgruppe aus der Schweiz, Spanien und Tschechien. Die Ruhr-Universität Bochum und das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim werden in Zusammenarbeit mit den internationalen Kooperationspartnern unter anderem mittels Netzwerkanalysen verschiedene neurobiologische Merkmale anhand existierender Kohortendaten ableiten und eine bewegungsfördernde, Smartphone-basierte Intervention zur Steigerung der Alltagsaktivität entwickeln. Langfristig stellt das Verbundprojekt damit einen wichtigen Schritt in Richtung einer individualisierten Therapie der Depression dar.

Teilprojekte

Projektkoordination und Gestaltung der Alltagsintervention

Förderkennzeichen: 01EW2404A
Gesamte Fördersumme: 226.305 EUR
Förderzeitraum: 2024 - 2027
Projektleitung: Jun. Prof. Dr. Markus Reichert
Adresse: Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Sportwissenschaft, Lehr- und Forschungsbereich eHealth und sports analytics
Gesundheitscampus-Nord 10
44801 Bochum

Projektkoordination und Gestaltung der Alltagsintervention

Psychische Erkrankungen, besonders Depressionen, nehmen weltweit zu. Gleichzeitig sind therapeutische Ansätze und ihre zugrundeliegenden Mechanismen bisher unzureichend verstanden. Neuere Studien untersuchen den Zusammenhang von körperlicher Aktivität und mentaler Gesundheit mit technisch fortschrittlichen Methoden im Alltag. Hier zeigte sich, dass nicht nur Sport sondern vor allem auch körperliche Alltagsaktivität (z. B. Treppensteigen) mit einem erhöhten subjektiven Gefühl der Energiegeladenheit einhergeht. Neurobiologisch wurde dieser Zusammenhang durch das Volumen des subgenualen anterioren cingulären Kortex (sgACC) moderiert, einem Vulnerabilitäts- bzw. Resilienzmarker. Da Energielosigkeit ein zentrales Symptom depressiver Erkrankungen darstellt, legen diese Befunde zusammen ein hohes Potenzial individuell zugeschnittener Mikro-Interventionen zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Alltag nahe. Gleichzeitig ist die Kausalität des Alltagsaktivität/subjektive Energiegeladenheit Zusammenhangs (ASEZ) bislang unzureichend belegt und auch bleibt unklar, welche neurobiologischen Phänotypen unter welchen Umständen (Zeit, Ort, Kontext, Art der Intervention) von einem solchen Ansatz profitieren. Im Verbundprojekt MASE sollen deshalb a) mittels Netzwerkanalysen verschiedene neurobiologische Phänotypen für ASEZ anhand existierender Kohortendaten abgeleitet werden; b) künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um günstige äußerliche Umstände für ASEZ zu identifizieren (Zeit, Ort, Kontext, Art der Intervention); c) eine experimentelle Studie zur Kausalität von ASEZ bei Gesunden sowie depressiv Erkrankten durchgeführt werden und d) eine Smartphone-App zur Steigerung der Alltagsaktivität aufgesetzt werden. Dies ermöglicht weitreichende Einblicke in Resilienz- und Vulnerabilitätsfaktoren sowie Präventions- und Interventionsmöglichkeiten bei Depressionen im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität.

Neurobiologische Grundlagen

Förderkennzeichen: 01EW2404B
Gesamte Fördersumme: 111.459 EUR
Förderzeitraum: 2024 - 2026
Projektleitung: Dr. Urs Braun
Adresse: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
J 5
68159 Mannheim

Neurobiologische Grundlagen

Der MASE Verbund verfolgt das Ziel, den Zusammenhang zwischen motorischer Aktivität und Stimmung besser zu verstehen und durch passgenaue Anwendung bei Menschen mit Depressionen für die Therapie nutzbar zu machen. Dieses Teilprojekt untersucht dabei einerseits die neurobiologischen Grundlagen dieses Zusammenhanges mittels Bildgebung des Gehirns und neuartigen Netzwerkansätzen, und versucht auf der anderen Seite sogenannte Biomarker daraus abzuleiten, d. h. Gehirnmerkmale zu finden, die ein besonders gutes Ansprechen der Person auf motorische Aktivität voraussagen. Zu diesem Zwecke werden am ZI Daten einer bestehenden longitudinalen Kohorten verwendet, um in einem ersten Schritt mittels sogenannter Kovarianzanalyse strukturelle Hirnnetzwerke zu identifizieren, welche einen signifikanten Zusammenhang mit Stimmungsverbesserung durch motorischer Aktivität aufweisen. Diese werden in weiteren Arbeitspaketen der Partner auf ihre Nutzbarkeit bezüglich der Vorhersage von Therapieansprechen und Ermittlung des idealen Zeitpunktes der Therapie getestet. Außerdem werden am ZI in einem weiteren Datensatz die ermittelten Hirnnetzwerke auf ihre Funktion und ihren Zusammenhang mit weiteren Verhaltensmaßen depressiver Erkrankung untersucht, um ein besseres Verständnis der beteiligten Hirnstrukturen zu erlangen.