Zwischen Hysterie und Männergrippe – viele Erkrankungen verlaufen nicht nur anders bei Männern und Frauen, sondern unterscheiden sich auch stark in den Symptomen. Diesen Unterschied nimmt das BMBF mit der Förderung der Gendergesundheit in den Blick.
Viele Erkrankungen äußern sich bei Frauen anders als bei Männern – der Herzinfarkt, der bei Frauen andere Symptome zeigt als bei Männern, ist vermutlich eines der bekanntesten Beispiele. Ein ganz aktuelles Beispiel liefert die Corona-Pandemie: Es gibt erste Hinweise, dass in manchen Ländern Männer häufiger an Covid-19 sterben als Frauen. Eine fundierte wissenschaftliche Erklärung dafür gibt es noch nicht, vermutet werden sowohl biologische Faktoren als auch Verhaltensunterschiede.
Doch der Herzinfarkt und Covid-19 sind bei weitem nicht die einzigen Krankheiten mit geschlechtsspezifischen Unterschieden. Die Symptomatik mancher Erkrankungen kann sich bei Frauen und Männern so sehr unterscheiden, dass Fehldiagnosen gestellt oder Erkrankungen gar übersehen werden. So leiden Frauen häufiger an Darmerkrankungen und sie sind nach den Wechseljahren stärker gefährdet, an Osteoporose – im Volksmund: Knochenschwund – zu erkranken. Zudem wirken manche Medikamente bei Frauen anders als bei Männern und psychische Erkrankungen werden bei Männern seltener diagnostiziert als bei Frauen.
Auch das ist aus der Gesundheitsforschung bekannt: Zu biologischen Unterschieden kommen psychosoziale Faktoren hinzu, die nicht nur die Gesundheit der Geschlechter beeinflussen, sondern auch das Empfinden des eigenen Gesundheitszustandes, das jeweilige Gesundheits- und Risikoverhalten und beispielsweise die Wahrnehmung von Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten.
Am 28. Mai ist der Internationale Aktionstag für Frauengesundheit!
Die körperliche und seelische Gesundheit von Frauen steht am 28. Mai, dem Internationalen Aktionstag für Frauengesundheit, besonders im Fokus. Diesen Aktionstag unter dem Motto „Our health, our rights, our lives“ gibt es seit 1987. Zahlreiche Menschen- und Frauenrechtsorganisationen unterstützen ihn weltweit.
Gendergesundheit im Fokus von Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung
Diese Besonderheiten gilt es wissenschaftlich zu untersuchen und bei der Gesundheitsversorgung und Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung zu berücksichtigen. Deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) schon 2017 die Fördermaßnahme „Gendergesundheit“ auf den Weg gebracht. In ihrem Rahmen werden neun Forschungsverbünde und fünf Einzelvorhaben an Universitäten, Universitätsklinika, außerhochschulischen Forschungsorganisationen und Bundesbehörden für vier Jahre mit rund 10 Millionen Euro gefördert.
Die Themen der Forschungsprojekte decken ein weites Spektrum ab. Sie analysieren den Einfluss des Geschlechts auf die Wirksamkeit von Präventions-, Diagnose- und Behandlungsmethoden von Krankheiten und auf die Entwicklung von Krankheitsverläufen. Zugleich sollen gendersensible Forschungsmethoden entwickelt werden, beispielsweise für die Gesundheitsberichterstattung. Das MOCCA-Projekt etwa fokussiert sich mit unterschiedlichen Konzepten für Frauen und Männer auf die Darmkrebsvorsorge für Menschen ab 45 Jahren. DIPAR-HF untersucht, ob und in welchem Umfang das Geschlecht das diagnostische und therapeutische Verhalten von Hausärzten bei Menschen mit Herzinsuffizienz beeinflusst. Beim Verbundvorhaben GESA geht es darum, geschlechtsspezifische und damit wirkungsvollere Strategien zur Förderung der psychischen Gesundheit zu entwickeln.