Psychische Erkrankungen wie Schizophrenie (SZ) oder bipolare Störungen (BD) verlaufen häufig schwerwiegend und sind bislang nicht heilbar. Das liegt unter anderem daran, dass noch zu wenig über die Ursachen von diesen psychischen Erkrankungen bekannt ist. Möglicherweise könnte ein Ungleichgewicht zwischen verschiedenen Botenstoff-Systemen im Gehirn die Symptome auslösen. Expertinnen und Experten diskutieren insbesondere darüber, ob die Signalwirkung des Botenstoffs Glutamat bei den Betroffenen gestört sein könnte.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des multidisziplinären Forschungsverbundes „MultiScale“ untersuchen daher, ob körpereigene Antikörper gegen einen bestimmten Rezeptor des Botenstoffs Glutamat (NMDAR) zur Entstehung und Ausprägung von SZ und BD beitragen. Solche sogenannten Autoantikörper erkennen ein körpereigenes Antigen und sind ein charakteristisches Merkmal für Autoimmunerkrankungen. Ihre Untersuchungen führen die Forschenden des Verbundes sowohl im Tiermodell als auch bei Patientinnen und Patienten durch. Die Vorhabenergebnisse können zur Klärung beitragen, ob Patientinnen und Patienten mit Autoantikörpern gegen NMDAR potentiell von einer Immuntherapie profitieren können.
Der Verbund ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst zwei Forschungsgruppen aus Frankreich sowie jeweils eine Gruppe aus Spanien und Deutschland. Das Universitätsklinikum Jena untersucht, ob Antikörper von SZ- oder BD-Patienten gegen NMDAR im Tiermodell Verhaltensauffälligkeiten verursachen und die Gehirnfunktion beeinflussen.