Etwa 23 Millionen Europäer leiden unter einer Alkoholabhängigkeit. Die Medikamente, die zur Behandlung der Erkrankung zugelassen sind, wirken nicht bei jeder Patientin und jedem Patienten gleichermaßen effektiv. Es werden daher weitere medikamentöse Therapieoptionen benötigt.
Der translationale Verbund Psi-Alc wird testen, inwiefern die halluzinogene Droge Psilocybin zur Behandlung von Alkoholsucht eingesetzt werden kann. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Wirksamkeit und die potenziellen Nebenwirkungen von Psilocybin zunächst im Tiermodell zur Alkoholabhängigkeit. Die Wirksamkeit verschiedener Psilocybin-Dosierungen z.B. auf die Menge des aufgenommenen Alkohols, die Motivation Alkohol zu trinken oder die Anfälligkeit für reiz- und stressinduziertes Trinken werden getestet. Dies geschieht mithilfe einer placebokontrollierten Multi-Center-Studie. Die Ergebnisse sollen im Anschluss schrittweise auf alkoholkranke Menschen übertragen werden. Die Forschenden untersuchen zudem, inwieweit eine einmalige Psilocybin-Gabe das Rückfallverhalten dieser Patientinnen und Patienten positiv beeinflussen kann. Um Rückschlüsse auf den Wirkmechanismus möglich zu machen, werden auch neurobiologische Mechanismen untersucht: das Verhalten, epigenetische Marker sowie die Netzwerkebene im Gehirn. Diese Art der Durchführung ist neuartig im präklinischen Bereich und wird die Übertragbarkeit auf den Menschen wesentlich erhöhen.
Der Verbund ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst jeweils eine Forschungsgruppe aus Italien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) trägt maßgeblich zur placebokontrollierten Multi-Center -Phase II-Studie bei, indem es die Effekte von Psilocybin auf funktionelle Netzwerkverbindungen im Gehirn der Tiere untersucht. Zudem koordiniert das ZI Mannheim den Verbund.