Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) äußern sich durch Verhaltensauffälligkeiten sowie durch soziale, sprachliche, kognitive und motorische Beeinträchtigungen. Eine genetische Ursache wird für viele Formen von ASS diskutiert. Es ist jedoch bislang weitgehend ungeklärt, welche Rolle die Gene im Einzelnen bei der Entstehung und dem Verlauf der Erkrankungen spielen.
Eine seltene Form der ASS wird durch eine Mutation in der chromosomalen 16p11.2-Region verursacht. Es wurde mehrfach nachgewiesen, dass unter anderem ein bestimmtes Gen dieser Region, TAOK2, bei dieser Form der ASS mutiert vorliegt. Die Mutation steht mit Veränderungen in den Synapsen und mit einer verringerten Signalweiterleitung in Zusammenhang. Im Tiermodell haben diese Veränderungen der Synapsen zu autismus-ähnlichen Verhaltensweisen geführt. Dies legt eine wichtige Rolle für TAOK2 nahe, der genaue Mechanismus ist jedoch noch unbekannt.
Der internationale Forschungsverbund TAOP2PATHY wird untersuchen, ob TAOK2 ein molekularer Knotenpunkt ist, der entsprechende neuronale Funktionen reguliert. Ziel ist es, neue therapeutische Ansätze für ASS zu identifizieren, die auf den TAOK2-Signalpfad abzielen. Dies könnte den Weg für zukünftige Therapien ebnen, die verschiedene genetische Formen von ASS verbindet und somit eine Behandlung mit demselben Medikament ermöglichen würde.
Der Verbund ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst zwei Forschungsgruppen aus Deutschland und aus Kanada, sowie eine Gruppe Belgien. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf koordiniert das Verbundprojekt und trägt zu genetischen Arbeiten im Fliegen- und Mausmodell bei.