Magersucht, oder medizinisch Anorexia nervosa (AN), ist eine schwerwiegende chronische Erkrankung des Jugend- und frühen Erwachsenenalters. Die verfügbaren Behandlungsstrategien dieser Essstörung wirken nicht ausreichend, sodass mehr als die Hälfte der Betroffen nicht vollständig geheilt werden kann. In jüngster Zeit konnten Zusammenhänge zwischen den Bakterien des Darms (Darm-Mikrobiom) und dem Gehirn aufgedeckt werden. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Zusammensetzung und Stoffwechsel des Mikrobioms einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung von psychischen Störungen sowie auf die Gewichtsregulation ausüben. Bei AN führt das krankheitstypische Hungern zu starken Störungen des Darm-Mikrobioms. Auch nach erneuter Gewichtszunahme erholt sich dieses nicht vollständig. Ziel des Verbundes ist es neue wirksame therapeutische Instrumente für die erkrankten Jugendlichen zu finden.
Der Verbund „MIGBAN“ untersucht dazu das Mikrobiom bei Betroffenen und im Tiermodell. In einer Beobachtungsstudie wird das Mikrobiom von Betroffenen in Abhängigkeit von der Krankheitsdauer untersucht: Verändert sich das Mikrobiom bei einem chronischen Verlauf stärker als bei einer kurzen Krankheitsdauer? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen zudem den Verlauf dieser Erkrankung verbessern, indem sie die Darmflora positiv beeinflussen. Die positive Wirkung von Omega-3-Fettsäuren auf Mikrobiom, Gewicht, Gehirn und Krankheitsverlauf der AN-Patientinnen und Patienten wird dazu getestet. Beide Fragestellungen werden parallel auch im AN-Tiermodell untersucht, um zugrunde liegende Mechanismen der Essstörung besser zu verstehen. Die Ergebnisse der Tierstudien werden mit denen der Untersuchungen der erkrankten Jugendlichen verglichen.
Der Verbund ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst zwei Forschungs-gruppen aus Deutschland sowie jeweils eine Gruppe aus den Niederlanden, Österreich und Frankreich. Das Universitätsklinikum Aachen trägt maßgeblich zur Patientenstudie sowie zum Tiermodell bei und koordiniert das Verbundprojekt. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel führt federführend die Mikrobiomanalysen durch.