Förderkennzeichen: | 01EW1906A |
Fördersumme: | 158.700 EUR |
Förderzeitraum: | 2019 - 2022 |
Projektleitung: | Professor Dr. Beate Herpertz-Dahlmann |
Adresse: |
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Fakultät 10 - Medizin und Universitätsklinikum, Universitätsklinikum Pauwelsstr. 30 52074 Aachen |
Anorexia nervosa (AN) ist eine der schwerwiegendsten chronischen Erkrankungen des Jugend- und frühen Erwachsenenalters. Bisher sind nur mäßig wirksame Behandlungsstrategien bekannt; weniger als 50% der betroffenen Patienten werden vollständig gesund. In jüngster Zeit konnten Zusammenhänge zwischen den im Darm lebenden Bakterien (Darmmikrobiom) und dem Gehirn aufgedeckt werden (gut-brain-interaction). Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms und sein Stoffwechsel einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung von psychischen Störungen und auf die Gewichtsregulation haben. Bei AN führt das Hungern zu starken Störungen des Darmmikrobioms, die sich auch nach Gewichtszunahme nicht vollständig erholen. Das Ziel dieser Studie ist es daher, den Verlauf dieser das Leben der jungen Menschen stark einschränkenden Erkrankung durch Beeinflussung der Darmflora zu verbessern. Die Hauptziele des Aachener Projektes sind: 1. Bestimmung der Mikrobiom-Zusammensetzung bei jugendlichen AN-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen und ihre Interaktion mit der Gewichtszunahme während der Therapie. Dabei werden Aus- und Wechselwirkungen des Mikrobioms auf das Gehirn einschließlich des Dopamin-Systems mit funktionellem und anatomischem Kernspin und neuropsychologischen Testungen sowie Fragebögen und klinischen Interviews untersucht. Im Blut wird die Wechselwirkung mit Hormonen und Entzündungswerten erforscht. 2. Da Omega-3 Fettsäuren anti-entzündlich wirken und ebenfalls das Mikrobiom beeinflussen, wird das Potenzial der Gabe von Omega-3-Fettsäuren an AN-Patienten und ihre Auswirkungen auf das Mikrobiom, Gewicht, Gehirn und klinischen Verlauf ergründet. 3. Beide Fragestellungen werden parallel zu Patienten auch im AN-Rattenmodell untersucht, um tiefere Einblicke in die Gehirnstruktur und -funktion mit Tier-Kernspin, Gehirnschnitten, Zellfärbungen und genetischen Expressionsmustern (mRNA) zu gewinnen und diese mit den Patientendaten vergleichen zu können.