Die Therapie des aggressiven Gehirntumors Glioblastom hat in den letzten Jahrzehnten keine wesentlichen Fortschritte gemacht. Trotz verfügbarer Behandlungsoptionen aus der Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie sterben in den ersten zwei Jahren nach der Diagnose immer noch etwa 70 Prozent der Patientinnen und Patienten. Ein personalisierter nuklearmedizinischer Ansatz, der die Diagnostik mit der Therapie verbindet (Theranostik), könnte die Therapie für am Glioblastom Erkrankte bedeutend verbessern. Im GLIOTAR-Projekt wird ein innovatives Konzept radiopharmazeutischer theranostischer Arzneistoffe entwickelt. Diese Stoffe sind pharmakologisch inaktiv und werden erst durch einen Umwandlungsschritt im Körper in die eigentliche Wirkform überführt (Prodrugs). Hierzu wird ein therapeutisches Radioisotop verwendet, bestehend aus einem Metallkomplex, einem flexiblen Verbindungsmolekül (Linker) und einem Liganden, der zu einer Zielstruktur im Gehirntumor transportiert wird. Dort wird das Prodrug nach zellspezifischer Aktivierung in die Zelle aufgenommen und kann seine Strahlenwirkung entfalten. Durch die Zellspezifität wird die Strahlenbelastung in anderen Organen minimiert. Der erste Metallkomplex wurde bereits erfolgreich in einer klinischen Studie (Phase II) als Diagnostikum für Glioblastome getestet. Das Forschungsvorhaben trägt somit im Sinne der Bekanntmachung zur Überwindung von Nachteilen der heute üblichen Verabreichungsformen von Wirkstoffen bei.