Fördermaßnahme

ERA-NET NEURON 2021 - 2024: Förderung von Zuwendungen für multinationale Forschung zu Erkrankungen der Sinnessysteme

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2020
Förderzeitraum: 2021 - 2024
Gesamte Fördersumme: bis zu 3 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 12 Verbünde, davon 10 mit deutscher Beteiligung, insgesamt 12 deutsche Zuwendungsempfänger

Die menschliche Gesundheit zu verbessern, zu erhalten und bei Erkrankungen wiederherzustellen ist ein weltweites Anliegen von höchster Priorität. Erkrankungen der Sinnessysteme umfassen vielfältige Krankheitsbilder und Schädigungen der Sinnesleistungen und führen in Europa zu hohen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Belastungen. Die vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten sind oft unzureichend, so dass diese Erkrankungen häufig zu massiven und langfristigen Beeinträchtigungen der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit sowie zu sozialer Isolation und zu gesteigerter Mortalität führen. Deshalb ist die grundlagenorientierte Forschung zu Erkrankungen der Sinnessysteme und die darauf aufbauende Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in diagnostische und therapeutische Verfahren von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft.

Das „Netzwerk Europäischer Forschungsförderung für Neurowissenschaften“ (NEURON) wurde im Rahmen des ERA-NET-Programms der Europäischen Kommission eingerichtet (www.neuron-eranet.eu). Ziel des ERA-NET NEURON ist es, die Forschungsanstrengungen und Förderprogramme seiner Partnerländer im Bereich der krankheitsbezogenen Neurowissenschaften zu koordinieren und zu optimieren. Diese vorliegende multinationale Bekanntmachung zum Thema „Erkrankungen der Sinnessysteme“ wird im Rahmen von NEURON gemeinsam durchgeführt.

Im ERA-NET NEURON haben sich die folgenden Förderorganisationen zusammengeschlossen, um diese gemeinsame Maßnahme zur Förderung multinationaler, kooperativer Forschungsprojekte im Bereich der krankheitsbezogenen Neurowissenschaften durchzuführen:

  • das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Deutschland;
  • der Fund for Scientific Research (FNRS), Belgien;
  • die Research Foundation – Flanders (FWO), Belgien;
  • die Academy of Finland (AKA), Finnland;
  • die Agence nationale de la recherche (ANR), Frankreich;
  • das General Secretariat for Research and Technology (GSRT), Griechenland;
  • das Ministry of Health (MOH), Italien;
  • der Fonds de recherche du Québec-Santé (FRQS), Kanada;
  • das Canadian Institutes of Health Research – Institute of Neurosciences, Mental Health and Addiction (CIHR-INMHA), Kanada;
  • die State Education Development Agency (VIAA), Lettland;
  • das Research Council of Norway (RCN), Norwegen;
  • das National Centre for Research and Development (NCBR), Polen;
  • die Foundation for Science and Technology (FCT), Portugal;
  • die Executive Agency for Higher Education, Research, Development and Innovation Funding (UEFISCDI), Rumänien;
  • die Swiss National Science Foundation (SNSF), Schweiz;
  • die Slovak Academy of Sciences (SAS), Slowakei;
  • das National Institute of Health Carlos III (ISCIII), Spanien;
  • die Spanish State Research Agency (AEI), Spanien;
  • das Scientific and Technological Research Council of Turkey (TÜBİTAK), Türkei.

1. Ziel der Fördermaßnahme

Im Rahmen dieser gemeinsamen Förderbekanntmachung wird eine begrenzte Anzahl transnationaler Forschungsprojekte gefördert, die einen Beitrag zur grundlegenden Erforschung von Erkrankungen der Sinnessysteme, zur Verbesserung von Prävention und (frühen) Diagnose sowie zur Entwicklung von innovativen Therapien und Rehabilitationsverfahren leisten.

In den vergangenen Jahren hat die Forschung zu Erkrankungen der Sinnessysteme große Behandlungserfolge bezüglich der Rückgewinnung der Sinnesleistung durch innovative Therapieansätze wie der Gentherapie, Molekular- und Zelltherapie oder Sinnesorganprothesen ermöglicht. Trotz dieser großen Fortschritte fehlt es weiterhin an Verständnis der Erkrankungsursachen und -mechanismen, an neuen Methoden zur Früherkennung und an wirksamen Therapien. Für die betroffenen Patientinnen und Patienten sind eine frühe Diagnose und eine Behandlung ohne schwere Nebenwirkungen zum Wiedererlangen und zur Erhaltung der Lebensqualität von entscheidender Bedeutung. Deshalb ist eine Weiterentwicklung der grundlagenorientierten und angewandten Forschung in diesem Bereich dringend nötig.

Im Rahmen dieser Förderbekanntmachung können Erkrankungen und Störungen der Sinnesorgane aller Sinnesmodalitäten, inklusive des somatosensorischen Systems, und deren Auswirkungen auf das Nervensystem erforscht werden. Die Projekte sollten sich dabei auf Beeinträchtigungen der Sinnessysteme und/oder den sensorischen Funktionsverlust mit neuronalem Ursprung fokussieren. Es werden Forschungsfragen begrüßt, die Synergien zwischen verschiedenen Sinnesmodalitäten oder multisensorische Dysfunktionen adressieren. Dabei können Rezeptorzellen, sensorische Neurone, neuronale Bahnen und verbundene zentrale Hirnareale untersucht werden. Die Fragestellungen können die gesamte Lebensspanne umfassen, beispielsweise können Erkrankungen der sensorischen Systeme während der Entwicklung erforscht werden. Die Rolle von Umwelteinflüssen auf die sensorische Funktion kann ebenfalls untersucht werden. Sowohl der Gebrauch neuer Verfahren zur Verbesserung therapeutischer oder diagnostischer Technologien, als auch die Erforschung gesundheitsökonomischer Fragen, basierend auf bestehenden Daten und Kohorten, sind förderfähig. Forschung zu Erkrankungen bzw. Störungen der nicht-neuronalen Hilfsstrukturen der Sinnesorgane soll nicht im Fokus der Projekte stehen und kann nur einbezogen werden, wenn diese Störungen signifikante Auswirkungen auf das Nervensystem haben.

Die Bekanntmachung richtet sich an klinisch und experimentell orientierte Arbeitsgruppen aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und/oder Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, die in Verbünden zusammenarbeiten.

Es werden nur Forschungsvorhaben im Rahmen multidisziplinärer transnationaler Forschungsverbünde gefördert, die aus mindestens drei Forschungsgruppen aus drei unterschiedlichen Ländern bestehen. Von der Kooperation wird ein Synergieeffekt erwartet. Daher muss aus den Projektanträgen der zusätzliche Nutzen der transnationalen Zusammenarbeit klar hervorgehen (z. B. die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, Know-how bzw. innovativen Technologien). Projekte, die die Notwendigkeit zur Kooperation nicht erkennen lassen, können nicht berücksichtigt werden.

Multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Forschungsgruppen sowie translationale Forschungsansätze, bei denen Grundlagenforschung mit klinischen Fragestellungen kombiniert wird, sollen gefördert werden. Die Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten sowie grundlagenorientierten Forschenden in den Neurowissenschaften wird ausdrücklich befürwortet. Von den Forschungsverbünden wird erwartet, dass sie neuartige und ehrgeizige Ideen entwickeln, die nur durch die Zusammenarbeit der beteiligten Partner erreicht werden können.

Die Vorhaben sollen mindestens eines der folgenden Forschungsgebiete abdecken:

  • grundlagenorientierte Forschungsansätze zu Pathogenese und/oder Ätiologie von Erkrankungen der Sinnessysteme. Dies kann die Entwicklung besonders innovativer oder gemeinsam verwendeter Ressourcen und Technologien zur Diagnose, Prävention und/oder Therapie solcher Erkrankungen beinhalten;
  • klinische Forschungsansätze zur Entwicklung neuer Verfahren und Strategien für Diagnose, Prävention, Therapie und/oder Rehabilitation bei Erkrankungen der Sinnessysteme.

Die Forschungsprojekte können Forschungsansätze bis hin zu klinischen Studien (bis zu Phase 2, „proof-of-concept“) umfassen.

Das ERA-NET NEURON strebt eine verstärkte Einbeziehung von Patientinnen und Patienten in die Forschung an. Es wird erwartet, dass die Verbünde alle Anstrengungen unternehmen, um Patientinnen und Patienten in ihren Forschungsprozess einzubeziehen. Eine solche Patientenbeteiligung kann in die Planung, Durchführung und/oder Ergebnisverbreitung der Vorhaben eingebunden werden. Patientenvertreter werden an der Begutachtung ausgewählter Anträge teilnehmen und Bewertungen zu Aspekten der Partizipation von Patienten geben. Alle Anträge sollten eine Beschreibung der zu erwartenden Ergebnisse enthalten, vor allem in Bezug auf eine verbesserte Patientenversorgung.

2. Stand der Fördermaßnahme

Die „Richtlinie zur Förderung von Zuwendungen für multinationale Forschung zu Erkrankungen der Sinnessysteme im Rahmen des ERA-NET NEURON“ wurde am 8. Januar 2020 veröffentlicht.

Auf diese Förderbekanntmachung sind 54 Skizzen beim NEURON „Joint Call“-Sekretariat (Leitung: AEI, Spanien) eingegangen.

Zur Begutachtung der Projektskizzen wurden externe, internationale Expertinnen und Experten der relevanten Fachdisziplinen einbezogen. 36 Projektvorschläge wurden positiv bewertet und zur Einreichung von ausführlichen Projektanträgen aufgefordert. Nach einer erneuten externen Begutachtung wurden 12 transnationale Verbundvorhaben mit insgesamt 48 beteiligten Forschungsgruppen für eine Förderung ausgewählt. Vierzehn Forschungsgruppen kommen aus Deutschland. Die Fördersumme beträgt insgesamt etwa 9,6 Millionen Euro, das BMBF fördert hierbei die deutschen Forschungsgruppen mit rund 3 Millionen Euro.