Im hinteren Teil des Auges liegt die lichtempfindliche Zellschicht, die Netzhaut. Diese kann im Alter oder durch erbliche Erkrankungen, wie Retinitis pigmentosa oder Morbus Stargardt, geschädigt werden. Solche Netzhauterkrankungen können dazu führen, dass Betroffene zunächst feine Strukturen nicht mehr erkennen und letztlich vollständig erblinden. Durch das stark verminderte Sehvermögen wird die Lebensqualität gravierend eingeschränkt. Um die Betroffenen bestmöglich zu behandeln, müssen Netzhauterkrankungen früh erkannt und der Therapieerfolg detailliert verfolgt werden.
Im interdisziplinären Verbund AI_D sollen deswegen strukturelle Veränderungen bei Netzhauterkrankungen mit hochauflösenden bildgebenden Verfahren untersucht werden. Darüber hinaus werden die elektrischen Aktivitätsmuster der Sehzellen in der Netzhaut gemessen. Die eingesetzten Messtechniken werden im Verlauf des Projektes weiterentwickelt und für den klinischen Einsatz angepasst. Die Untersuchungen werden zunächst in einer kleinen Gruppe von erkrankten und gesunden Menschen durchgeführt. Die Ergebnisse werden mithilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet, um Merkmale für die Diagnose und den Therapieverlauf zu finden. Die erfolgversprechendsten Ansätze werden dann in einer größeren Gruppe von Patientinnen und Patienten im klinischen Umfeld getestet.
Der Verbund AI_D ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst jeweils eine Forschungsgruppe aus Norwegen, Frankreich und Deutschland. Am Universitätsklinikum Erlangen werden die Aktivitätsmuster der Netzhaut gemessen und zusammen mit strukturellen Daten mithilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet.
Die Ergebnisse des Projektes könnten helfen, Netzhauterkrankungen früher zu erkennen und Therapieverläufe besser zu verfolgen, um so den Behandlungserfolg von Betroffenen zu erhöhen.