Um sich im Raum zu orientieren und zu navigieren, benutzt der Mensch sichtbare Landmarken sowie das Selbstbewegungsgefühl, das auch mit dem Gleichgewichtssinn im Innenohr zusammenhängt. Im Gehirn wird der Richtungssinn vom „neuronalen Kompass“ über Kopfrichtungszellen verarbeitet, die mit dem Gleichgewichtssinn und dem Sehsinn verknüpft sind. Stimmen beim Abgleich der beiden Sinne innere und äußere Informationen nicht überein, kann es zum Schwindelgefühl führen. Erkrankungen des Innerohrs können zu Schädigungen des Gleichgewichtssinnes führen, wie chronischem Schwindel.
Das Verbundprojekt VELOSO ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Förderung von Zuwendungen für multinationale Forschung zu Erkrankungen der Sinnessysteme“ im Rahmen des ERA-NET NEURON. Ziel des internationalen Verbundes ist es zu untersuchen, wie Störungen des Gleichgewichtssinnes – des vestibularen Systems – sich auf die Fähigkeit des Kopfrichtungssystems bei der Orientierung an Landmarken auswirken und den „neuronalen Kompass“ beeinträchtigen. Dazu sollen neuronale Schaltkreise der Kopfrichtungszellen in verschiedenen Tiermodellen untersucht und mit dem Menschen verglichen werden. Untersuchungen zur räumlichen Orientierung beim Menschen finden in der virtuellen Realität statt und erlauben mathematische Modelle der räumlichen Orientierung. Das bessere Verständnis von Schädigungen des vestibulären Systems soll zu neuen Therapieansätzen bei chronischem Schwindel oder Morbus Menière beitragen.
In dem Projekt arbeitet der deutsche Verbundpartner mit zwei Partnern aus Frankreich, einer davon in Koordination, und einem Partner aus Spanien interdisziplinär zusammen. Der deutsche Partner arbeitet an Marmoset‐Affen und mathematischen Modellen.