Verbund

CoSySpeech - Identifizierung der Folgen cochleärer altersabhängiger Synaptopathien

Der Verlust des Hörvermögens bedeutet eine große Belastung für die Betroffenen und deren Angehörige. Die Kommunikation zwischen den Betroffenen und ihren Mitmenschen ist massiv erschwert, was zu Arbeitsunfähigkeit, sozialer Isolation, Depression und bei älteren Betroffenen zu Demenz führen kann. Eine mögliche Ursache für einen Gehörverlust sind Störungen in der Signalübertragung zwischen Nervenzellen, sogenannte Synaptopathien. Diese gehen häufig mit starken Einschränkungen des Sprachverstehens einher, bleiben aber zu Beginn oft unerkannt, da adäquate Diagnosemöglichkeiten fehlen.

Im Verbund CoSySpeech soll deswegen untersucht werden, wie genau Synaptopathien das Sprachverstehen stören und wie sie besser erkannt werden können. Dazu werden Synaptopathien im Tiermodell durch akustische Traumata, Alterung und Giftstoffe gezielt hervorgerufen und die elektrischen Signale der am Hörvorgang beteiligten Nervenzellen gemessen. Parallel dazu werden diese Signale auch bei Menschen mit altersabhängiger Synaptopathie untersucht. Die gewonnen Ergebnisse fließen in ein Computermodell ein, welches als Basis für die Entwicklung von verbesserten Diagnosemöglichkeiten und innovativen Therapien genutzt werden kann.

Der Verbund CoSySpeech ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst jeweils eine Forschungsgruppe aus Belgien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Deutschland. An der Eberhard-Karls-Universität Tübingen werden innerhalb dieses Verbundes altersabhängige Synaptopathien im Tiermodell und im Menschen mit elektrophysiologischen Messungen untersucht.

Die Ergebnisse des Projektes können zur Entwicklung neuer Diagnose- und Therapiemöglichkeiten beitragen, um Synaptopathien früher erkennen und besser behandeln zu können.

Teilprojekte

Identifizierung der Folgen cochleärer altersabhängiger Synaptopathien

Förderkennzeichen: 01EW2102
Gesamte Fördersumme: 291.518 EUR
Förderzeitraum: 2021 - 2024
Projektleitung: Prof. Marlies Knipper
Adresse: Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Elfriede-Aulhorn-Str. 5
72076 Tübingen

Identifizierung der Folgen cochleärer altersabhängiger Synaptopathien

Erst kürzlich wurde Hörverlust als dritthäufigste Ursache von Demenz identifiziert. Die Verringerung von Hörschäden gilt als eine der wichtigsten Chancen, Demenz vorzubeugen oder deren Zunahme zu verhindern. Erst kürzlich zeigte sich, dass Hörstörungen existieren, die bisher klinisch nicht diagnostizierbar sind. Diese sogenannten Synaptopathien lassen sich auf Schädigungen der inneren Haarzell-Synapsen zurückführen, welche sowohl für Sprachverständnisschwierigkeiten im Alter also auch möglicherweise Kognitionsstörungen verantwortlich sein könnten. Im CoSySpeech Verbund wird Expertise gebündelt, die 1) in der Grundlagenforschung sensitive Hörmessverfahren zur Erkennung von Synaptopathien an gezielt beigebrachten Schädigungen im Tiermodell entwickeln, diese mit histologischen Markern und molekularen Strukturänderungen mit differenziellen Synaptopathien korrelieren, und 2) in der angewandten Forschung korrelierte funktionellen Hörmessverfahren zugehörig zu definierten Synaptopathien in Tiermodellen versucht in humanen Studien zur Translation zu bringen. Hierzu gehören, dass Synaptopathien in Mensch und Tier versucht werden mit objektiven Messverfahren zu identifizieren, z. B. mit Hilfe von Feinstrukturanalysen auditorischer Stammhirnpotenziale, frequenz-spezifischer Oszillationen (EEG)-Messungen), oder auditorisch-evozierter Potenzialänderungen (CAP). Dabei spielen auch erstmals neu angewendete Verfahren zur Messung von Hörnervaktivität im Menschen in vivo eine Rolle, die während laufender Innenohroperationen gewonnen werden. Die Daten aus Tier- und Humanexperimenten, die in vier Laboratorien, mit harmonisierten Methoden gewonnen werden, fließen in ein Computer-basiertes biophysikalisches Modell ein, das als Basis für ein innovatives neues diagnostisches Verfahren zur Anwendung in der Klinik und zur Therapie-Entwicklung angewendet werden kann und mit Industriepartnern zur Marktreife entwickelt werden kann.