Das Verbundprojekt MeIEVIR beschäftigt sich mit dem Thema Krebs. Eine der wesentlichen Herausforderungen in der klinischen Onkologie heutzutage ist es, die sogenannte minimale Resterkrankung (MRD – minimal residual disease) richtig einzuschätzen. Die minimale Resterkrankung tritt besonders häufig nach der operativen Entfernung eines hochinvasiven primären Tumors wie z. B. eines Melanoms auf. Sie wird von kleinsten Tumorzellansammlungen – den sogenannten Mikrometastasen – verursacht, die nach einer Krebsoperation im Patienten verblieben sind. Die Entdeckung dieser Überreste ist mit den aktuellen Diagnosemethoden kaum möglich, da Mikrometastasen aufgrund ihrer geringen Größe zu keiner Erhöhung typischer Tumormarker führen. Mikrometastasen können jahrelang unentdeckt bleiben, bevor sie zu wachsen beginnen und dann in kurzer Zeit eine gefährliche Größe erreichen.
Die aktuelle Forschung richtet daher ihr Augenmerk auf die im Blutplasma vorkommenden sogenannten extrazellulären Vesikel (pEV) Diese werden von Zellen in ihre Umgebung abgegeben. Hochrisikopatienten zeigen stark erhöhte pEV-Werte. Es wird jedoch vermutet, dass der erhöhte pEV-Wert nicht direkt von den wenigen, im Körper verbliebenen Tumorzellen stammt, sondern von körpereigenen Immunsystem-Zellen, die nach Kontakt mit den Tumorzellen als Immunantwort schnell große Mengen an pEV gebildet haben. Zur Abschätzung der minimalen Resterkrankung könnte daher auch der pEV-Wert genutzt werden.
Das Projekt MelEVIR möchte diese Hypothese überprüfen. Dazu ist geplant, ein diagnostisches Tool zu entwickeln, zu testen und für den klinischen Alltag vorzubereiten, das Rückfälle anhand des pEV-Inhalts vorhersagt. Durch die Integration sowohl von klinischen Daten als auch von Laborversuchen mit Hochdurchsatz-Datenanalyse, Netzwerk-Rekonstruktion und mathematischer Modellierung sollen micro RNAs, long non-coding RNAs und Proteine identifiziert werden, die in Patientenblutproben gemessen werden können. Ein erfolgreicher Abschluss des Projekts wird wesentlich dazu beitragen, künftig auch klinische Studien mit der hier beschriebenen Methode durchzuführen.