Antibiotikaresistente Bakterien stellen ein zunehmendes Risiko für die Gesundheit dar. Sie sind unter anderem für Krankenhausinfektionen (sogenannte nosokomiale Infektionen) verantwortlich. Daher ist Forschung zur Entstehung der Resistenzen und ihrer Überwindung von größter Wichtigkeit.
Ein bedeutender Faktor für die Medikamentenresistenz von Bakterien ist deren gesteigerte Ausbildung von Mechanismen (Effluxpumpen), die Antibiotika aktiv aus dem Zellinneren entfernen. In Escherichia coli zählt das Protein „TolC“ (tolerance to colicidin E1) zu diesen Effluxpumpen. Es ist bekannt, dass das Fehlen dieses Proteins nachweislich zu einer erhöhten Anfälligkeit der Bakterien für mehrere Antibiotika führt. TolC ist daher ein attraktives Zielmolekül für neue Medikamente. Vor kurzem wurde die erste organische Substanz identifiziert, die die TolC-Funktion effektiv blockiert. Aufbauend auf diesen Ergebnissen soll nun diese Verbindung weiterentwickelt und parallel dazu neuartige TolC-Blocker in einem interdisziplinären Konsortium identifiziert werden. Letztendlich wird dieser Ansatz zu potenten TolC-Blockern führen, die zu Medikamenten weiterentwickelt werden können, welche die Empfindlichkeit von Bakterien für Antibiotika wiederherstellen.
Das Vorhaben ist Teil eines transnationalen Forschungsverbundes im Rahmen der Joint Programming Initiative zu antimikrobieller Resistenz (JPIAMR). In dem Verbund arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Finnland, Lettland und Italien gemeinsam an der Lösung dieser Forschungsfrage. Mit der Fördermaßnahme wird das Ziel verfolgt, sich ergänzende Expertisen und Ressourcen von einschlägig qualifizierten Arbeitsgruppen aus den teilnehmenden Ländern zusammenzuführen. Durch kooperative Forschungsansätze sollen Fortschritte bei Prävention, Surveillance und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erzielt werden, die allein auf nationaler Ebene nicht zu erreichen sind.