Antibiotikaresistente Bakterien stellen ein zunehmendes Risiko für die Gesundheit dar. Sie sind unter anderem für Krankenhausinfektionen (sogenannte nosokomiale Infektionen) verantwortlich. Daher ist Forschung zur Entstehung der Resistenzen und ihrer Überwindung von größter Wichtigkeit.
Thiamin (Vitamin B1) ist für alle Lebewesen, auch für Bakterien, ein essentieller Faktor. Bakterien verfügen über spezifische Synthese-, Aufnahme- und Transportmechanismen für Thiamin. Hierzu zählen sogenannte RNA-Schalter, genetische Elemente, die die Expression von Genen des Thiaminstoffwechsels steuern. Ziel des Verbundes ist die Identifizierung einer oder mehrerer neuartiger Verbindungen, die hochspezifisch an den Thiamin-RNA-Schalter binden und diesen dauerhaft ausstellen. Dies soll dazu führen, dass die Zielzelle weder Thiamin enzymatisch neu bilden noch Thiamin aus der Umgebung aufnehmen kann. Geeignete Verbindungen könnten als Ausgangsmoleküle für Antibiotika genutzt werden.
Das Vorhaben ist Teil eines transnationalen Forschungsverbundes im Rahmen der Joint Programming Initiative zu antimikrobieller Resistenz (JPIAMR). In dem Verbund arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Norwegen, der Tschechischen Republik und Lettland gemeinsam an der Lösung dieser Forschungsfrage. Mit der Fördermaßnahme wird das Ziel verfolgt, sich ergänzende Expertisen und Ressourcen von einschlägig qualifizierten Arbeitsgruppen aus den teilnehmenden Ländern zusammenzuführen. Durch kooperative Forschungsansätze sollen Fortschritte bei Prävention, Surveillance und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erzielt werden, die allein auf nationaler Ebene nicht zu erreichen sind.