Verbund

NicAb - Neue Biomarker bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen: Autoantikörper gegen neuronale nikotinische Acetylcholinrezeptoren

Psychiatrische und neurologische Erkrankungen wie Depressionen oder Schlaganfall stellen eine hohe Belastung für den Einzelnen und die Gesellschaft dar. Die Erkrankungsursachen sind vielfältig und oft wenig erforscht. In den letzten Jahren gab es vermehrt Hinweise darauf, dass entzündliche Prozesse bei diesen Erkrankungen eine Rolle spielen. Bei entzündlichen Prozessen werden Antikörper gebildet, die die Zellen im Gehirn angreifen können. Dadurch könnten die Zellen in ihrer Funktion gestört und psychiatrische und neurologische Erkrankungen ausgelöst oder verstärkt werden.

Im Verbund NicAb wird untersucht, ob entzündliche Reaktionen gegen bestimmte Rezeptoren, sogenannte nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren (nACh-Rezeptoren), bei psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen vermehrt auftreten. Die dabei gebildeten Antikörper könnten als Biomarker für diese Erkrankungen dienen. Biomarker sind biologische Merkmale, die eine verbesserte Diagnose ermöglichen könnten. Um den möglichen Zusammenhang zwischen den entzündlichen Reaktionen und den einzelnen psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen zu klären, wird Blut und Hirnflüssigkeit von Erkrankten auf Antikörper gegen nACh-Rezeptoren untersucht. Da bisher systematische Analysemethoden für diese Antikörper fehlen, sollen neue Testmethoden entwickelt werden.

Der Verbund NicAb ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst jeweils eine Forschungsgruppe aus Deutschland, Italien und Griechenland. Die Universität Magdeburg wird bestehende und neu gesammelte Proben von psychisch Erkrankten für die Analyse der Antikörper bereitstellen. Die Ergebnisse können helfen, die Diagnose und die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit psychischen oder neurologischen Erkrankungen zu verbessern.

Teilprojekte

Abgeschlossen

Neue Biomarker bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen: Autoantikörper gegen neuronale nikotinische Acetylcholinrezeptoren

Förderkennzeichen: 01EW2012
Gesamte Fördersumme: 180.334 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Johann Steiner
Adresse: Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Leipziger Str. 44
39120 Magdeburg

Neue Biomarker bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen: Autoantikörper gegen neuronale nikotinische Acetylcholinrezeptoren

In den letzten Jahren wurde bekannt, dass verschiedenste antineuronale Antikörper (Ak) eine Rolle bei psychiatrischen Erkrankungen spielen können, bei denen früher keine Immunprozesse vermutet wurden, z. B. Schizophrenie und affektive Störungen. Zudem hatten mehrere Myasthenia Gravis (MG)-Patienten zentralneurologische und psychiatrische Symptome, die Autoimmunenzephalitis-Syndromen (AES) ähnelten. Es wurde vermutet, dass dies z. B. auf die Kreuzreaktion Muskel-assoziierter nikotinischer Acetylcholin-Rezeptor-Antikörpern (nAChR-Ak) mit neuronalen nAChRezeptoren zurückzuführen ist. Eine verminderte Expression und Beeinträchtigung neuronaler nAChRs scheint bei neuropsychiatrischen Erkrankungen mutmaßlich beteiligt zu sein. So verbessern beispielsweise Rauchen und positive allosterische Modulatoren neuronaler nAChRs negative Symptome sowie Kognition bei Schizophrenie und zeigen antidepressive Wirkung. Deshalb ist die Frage, welche Rolle verschiedenste Formen neuronaler nAChR-Ak im Kontext der genannten Erkrankungen spielen. Systematische Analysen mittels Immunassays in Serum- bzw. Liquorproben fehlen jedoch bisher. Deshalb sollen CBAs / zellbasierte state-of-the-art Assays (S. Tzartos, Athen) entwickelt werden, um neue bisher noch unerkannte neuronale nAChR-Ak bei Patienten mit neurologischen (AG Mailand) und psychiatrischen (AG Magdeburg) Erkrankungen mit Verdacht auf Autoimmun-Ätiologie nachweisen zu können. Zwei große Biobanken mit Serum/Liquor von Patienten mit gut charakterisierten neuroimmunologischen Erkrankungen (MG, Autoimmunenzephalitis und verwandte Erkrankungen) sowie Schizophrenie, schwere Depressionen und bipolare Störungen stehen zur Verfügung und weitere Proben werden gesammelt. Die Untersuchung der Bindungs- und Funktionsmerkmale identifizierter Ak und deren Korrelation mit den einzelnen Krankheiten und Symptomen sollen zur Entwicklung neuer Biomarkertests zur Diagnostik und Verlaufsbeobachtung führen.