Rückenmarksverletzungen führen häufig zu permanenten Lähmungen und/oder Verlust der Sinnesempfindung betroffener Körperregionen. Eine vollständige Wiederherstellung der Funktionen ist bisher nicht möglich. Der Erfolg von Therapie und Rehabilitation ist individuell unterschiedlich. Ein Faktor, der den Therapie- bzw. Rehabilitationserfolg maßgeblich beeinflusst, ist die Reaktion des Immunsystems nach einer Rückenmarksverletzung. Es ist das Ziel des Forschungsverbundes „SILENCE“ die Immunreaktion zu erforschen, um Therapie und Rehabilitation verbessern zu können.
Nach Rückenmarksverletzungen kommt es häufig zu einer Immunreaktion, die sich negativ auf die Heilung auswirkt. Dies wird als Maladaptive Systemische Immunantwort bezeichnet. Insbesondere kann sich eine Autoimmunität gegen das eigene Nervensystem entwickeln. Dann greift das Immunsystem z. B. Nervenzellen und andere Komponenten des Nervensystems an und behindert so die Wiederherstellung der Funktion des Rückenmarks. Die Forscherinnen und Forscher des Verbundes untersuchen die Entwicklung von Autoimmunität auf zellulärer und molekularbiologischer Ebene in Probenmaterial von Betroffenen. Zudem wird analysiert inwieweit der Erfolg therapeutischer Interventionen vom Ausmaß der Autoimmunität abhängt. Die Ergebnisse können dazu verwendet werden, um individualisierte Therapie- und Rehabilitationskonzepte zu entwickeln.
Der Verbund ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst zwei Forschungsgruppen aus Deutschland sowie jeweils eine Gruppe aus Österreich, Italien und der Schweiz. Von den deutschen Partnern trägt die Charité mit der Koordination des Verbundes sowie der Durchführung zell- und molekularbiologischer Analysen bei. Die Ruhr-Universität Bochum charakterisiert Proteine des Immunsystems mittels Protein-Microarray-Analysen und wertet Daten mit bioinformatischen Methoden aus.