Kleine chronische Hirnblutungen, sogenannte zerebrale Mikroblutungen, entstehen durch eine krankhafte Fragilität kleiner Blutgefäße. Sie können bei Schlaganfallpatientinnen und -patienten sowie Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen auftreten, aber auch bei scheinbar gesunden älteren Menschen. In der Regel verursachen zerebrale Mikroblutungen keine akuten Symptome. Sie führen jedoch schleichend zu einem Absterben von Nervenzellen und somit zu Problemen wie Gedächtnisverlust. Zerebrale Mikroblutungen aktivieren Immunzellen des Gehirns, sogenannte Mikroglia. Diese schützen normalerweise das Gehirn, können es aber auch schädigen. Ein Hauptschalter, der diesen Funktionswechsel steuert, ist das Mikroglia-Gen TREM2. Die Mechanismen, die der Schädigung des Hirngewebes zugrunde liegen, sind derzeit noch weitestgehend unbekannt.
In dem Verbundprojekt MICRO-BLEEDs wollen Forschende die Signalwege untersuchen, die zu Hirnschädigungen nach zerebralen Mikroblutungen beitragen. Der Verbund ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst zwei Forschungsgruppen aus Deutschland sowie jeweils eine Forschungsgruppe aus Kanada, Italien und Israel. Sie werden modernste Technologien einsetzen, um die Rolle von Mikroglia und dem Mikroglia-Gen TREM2 bei der Schädigung von Hirngewebe in Mäusen zu definieren. Sie wollen die Mechanismen aufklären, die die Funktion der Immunzellen des Gehirns steuern, und herausfinden, wie diese die Blutgefäße, die Verbindungen zwischen den Nervenzellen (Synapsen) und die Funktionen verschiedener Arten von Gehirnzellen beeinflussen. Abschließend wird untersucht, ob eine Modulation der Aktivität des Mikroglia-Gens Schäden abschwächen kann, die durch zerebrale Mikroblutungen verursacht wurden. Somit können die Ergebnisse des Projektes langfristig zur Entwicklung neuer präventiver und therapeutischer Strategien bei zerebralen Mikroblutungen beitragen.