Verbund

BESTFORCAN – Empirisch basierte Behandlung für Kinder und Jugendliche als Opfer von Missbrauch und Vernachlässigung zugänglich machen

Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend haben dramatische Folgen für die Betroffenen, unter denen sie meist ein Leben lang leiden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungsverbünde, die evidenz­basierte Konzepte zur Prävention, Erkennung und Therapie entwickeln und in der Praxis erproben.

Um den Folgen von Missbrauchserfahrungen und Vernachlässigung bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, wurden spezifische traumafokussierte Behandlungsansätze entwickelt, deren Wirksamkeit bereits bestätigt wurde. Ein solcher Therapieansatz, der zudem für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten leicht zu erlernen ist, ist die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (tf-KVT). Eine Besonderheit dieser Therapie ist, dass eine wichtige Bezugsperson der Patientin oder des Patienten sehr eng in die Behandlung integriert wird, um die Nachhaltigkeit des Therapieerfolges zu fördern. Die Verfügbarkeit dieses speziellen Therapieansatzes sowie der Zugang dazu im Versorgungssystem sind jedoch bislang extrem begrenzt.

Das übergeordnete Ziel des Forschungsverbunds BESTFORCAN ist es daher, Strategien zu entwickeln, wie diese empirisch gestützten Behandlungsansätze zur Therapie von Kindern und Jugendlichen, die Missbrauchserfahrungen und Vernachlässigung erlebt haben, im deutschen Versorgungssystem verbreitet, implementiert und aufrechterhalten werden können. Dazu soll die tf-KVT im Kontext der Ausbildung von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten sowie bei bereits approbierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten, die in Praxen arbeiten, implementiert werden. Durch spezifische traumafokussierte Supervision soll der Therapieansatz dabei weiter entwickelt und verbessert werden. Zudem soll die Durchführbarkeit eines internetbasierten Ansatzes der tf-KVT erprobt werden.

Teilprojekte

Implementation in die Routineversorgung durch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten

Förderkennzeichen: 01KR1804A
Gesamte Fördersumme: 1.119.223 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: PD Dr. Regina Steil
Adresse: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, FB 05 Psychologie und Sportwissenschaften, Institut für Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie
Varrentrappstr. 40-42
60486 Frankfurt

Implementation in die Routineversorgung durch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten

Der Verbund hat das Ziel, empirisch gestützte Behandlungsansätze, sogenannte traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie, für Kinder und Jugendliche als Opfer von Missbrauch und Vernachlässigung im deutschen Versorgungssystem zu implementieren und zu verbreiten. In diesem Vorhaben werden zwei Teilprojekte bearbeitet. Das erste widmet sich der Implementierung der Therapie bei approbierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Dazu werden 58 Psychotherapeuten entsprechend trainiert. Jeder Psychotherapeut behandelt jeweils fünf Kinder oder Jugendliche, die nach dem Erleben von Kindesmissbrauch oder Vernachlässigung unter einer posttraumatischen Symptomatik leiden. Zufällig werden die Therapeuten einer von zwei Supervisionsbedingungen zugeteilt. Das zweite Teilprojekt stellt die Basis für die internetbasierte Datensammlung und die Datenanalyse bereit.

Implementation in den Ausbildungskontext

Förderkennzeichen: 01KR1804B
Gesamte Fördersumme: 934.970 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Hanna Christiansen
Adresse: Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Psychologie
Gutenbergstr. 18
35037 Marburg

Implementation in den Ausbildungskontext

Kinder mit Missbrauchs- und Misshandlungserfahrungen profitieren besonders von einer traumafokussierten und qualitativ hochwertigen Psychotherapie. Zukünftige Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten müssen dazu effektiv ausgebildet werden. Dafür müssen effektive Trainingsmethoden identifiziert werden, um die Verbreitung und Anwendung entsprechender Therapieinterventionen in die klinische Praxis zu verbessern. Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung und Evaluation von nachhaltigen Implementationsstrategien für evidenzbasierte Interventionen bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen aufgrund von Missbrauchs- und Misshandlungserfahrungen bei Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Ausbildung.

Traumaspezifische Supervision

Förderkennzeichen: 01KR1804C
Gesamte Fördersumme: 757.140 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Rita Rosner
Adresse: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Philosophisch-Pädagogische Fakultät, Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie
Ostenstr. 25
85072 Eichstätt

Traumaspezifische Supervision

Das Projekt ist Teil eines Verbundprojekts zur Implementierung einer nachgewiesenermaßen wirksamen Therapie (TF-KVT) für posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) für Kinder und Jugendliche. Das Hauptziel dieses Teilprojekts ist zu erforschen, ob die sogenannte traumafokussierte Supervision (TFS) im Rahmen der Schulung von Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten der herkömmlichen Supervision überlegen ist. Getestet wird, ob unter dieser Bedingung mehr Behandlungen abgeschlossen werden. Behandelt werden Kinder und Jugendliche, die nach körperlicher oder sexueller Gewalterfahrung unter PTBS und ggf. weiteren psychischen Störungen leiden. Ein weiteres Ziel ist, die Trainingsmethoden für TF-KVT zu standardisieren. Dazu werden ein internetbasiertes Lernprogramm für Kliniker sowie Inhalte und Materialien für Workshops entwickelt. Um die Nachhaltigkeit der Implementierung von TF-KVT in die Praxis zu gewährleisten, soll ein Case Consultant Trainingsprogramm entwickelt und evaluiert werden. Hierbei sollen besonders geeignete und motivierte Therapeutinnen und Therapeuten dazu befähigt werden, weitere Kliniker in TF-KVT zu beraten und zu unterstützen. Dadurch sollen auch auf Dauer möglichst viele Kinder und Jugendliche mit PTBS Zugang zu dieser wirksamen Therapie erhalten.

Internetbasierte Therapie und biometrische Analyse

Förderkennzeichen: 01KR1804D
Gesamte Fördersumme: 748.492 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: Dr. David Daniel Ebert
Adresse: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie (KliPs)
Nägelsbachstr. 25 a
91052 Erlangen

Internetbasierte Therapie und biometrische Analyse

Das Projekt ist Teil eines Verbundprojekts zur Implementierung einer nachgewiesenermaßen wirksamen Therapie (traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie, tf-KVT) für posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen. Evidenzbasierte traumafokussierte Interventionen werden aufgrund struktureller Probleme in Deutschland zum einen nicht flächendeckend angeboten, zum anderen zögern Jugendliche, einen niedergelassenen Therapeuten aufzusuchen. Primäres Ziel dieses Teilprojektes ist es daher, die Durchführbarkeit einer begleiteten, internetbasierten, auf tf-KVT beruhenden Intervention für Jugendliche (12-20 Jahre) mit Misshandlungs- und Missbrauchserfahrungen zu untersuchen. Weitere Ziele sind die Untersuchung der vorläufigen Wirksamkeit und Akzeptanz der Therapie sowie die Bereitstellung eines IT-Service für internetbasiertes Screening, Assessment und Symptomüberwachung über den gesamten Verbund BESTFORCAN.