Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend haben dramatische Folgen für die Betroffenen, unter denen sie meist ein Leben lang leiden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungsverbünde, die evidenzbasierte Konzepte zur Prävention, Erkennung und Therapie zu entwickeln und in der Praxis erproben.
In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Programmen, um Kindesmissbrauch vorzubeugen. Professionelle Interventionen für Täter, die aus ihrer Haft entlassen wurden, gibt es jedoch nur wenige. Insbesondere in ländlichen Regionen werden diese häufig gar nicht angeboten. Dies ist alarmierend - insbesondere, da die Rückfallquote in der ersten Zeit nach der Haft besonders hoch ist. Online-gestützte Interventionen könnten diese Versorgungslücke schließen.
Das Verbundprojekt "@myTabu" hat daher zum Ziel, eine therapeutengestützte Online-Intervention für entlassene Täter zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu prüfen. Diese kommt zusätzlich zu den regulären Maßnahmen der Bewährungshilfe und Führungsaufsicht zum Einsatz. Entlassene Täter aus Niedersachsen und Baden-Württemberg können hierzu an einer randomisierten Wirksamkeitsstudie teilnehmen. Im Verbundprojekt wird der ökonomische Nutzen der Intervention evaluiert, und es werden juristische und ethische Richtlinien für eine mögliche Routine-Anwendung der Maßnahme entwickelt. Darüber hinaus erstellen die Forschenden ein online-basiertes Risikoerfassungssystem.
Im Projekt soll somit eine wissenschaftlich geprüfte Online-Intervention konzipiert werden, um Menschen, die wegen Kindesmissbrauch für schuldig befunden wurden und eine Haftstrafe verbüßt haben, erfolgreicher in die Gesellschaft wieder einzugliedern und Kinder besser vor sexuellen Übergriffen zu schützen.