Verbund

UBICA II - Den Teufelskreis der Traumatisierung verstehen und unterbrechen

Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend haben dramatische Folgen für die Betroffenen, unter denen sie meist ein Leben lang leiden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungsverbünde, die evidenz-basierte Konzepte zur Prävention, Erkennung und Therapie zu entwickeln und in der Praxis erproben.

Oft werden Missbrauchserfahrungen über Generationen hinweg von Eltern auf ihre eigenen Kinder übertragen. Derzeit zur Anwendung kommende Beratungsprogramme, die elterliche Gewaltausübung gegen Kinder präventiv verhindern sollen, sind nicht hinreichend effektiv oder erreichen die Hochrisikogruppen nicht.

Das übergeordnete Ziel des Konsortiums ist es, den generationenübergreifenden Zyklus von Gewalt und Misshandlung zu unterbrechen. Die geplanten Arbeiten beruhen auf den Ergebnissen eines Vorläuferprojektes desselben Verbundes. So konnte bereits gezeigt werden, dass die Fähigkeit zur kognitiven Mentalisierung einen Schutzmechanismus bezüglich des Gewaltpotenzials gegenüber eigenen Kindern darstellt. Hierunter versteht man die Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen zu interpretieren, d.h. am Verhalten ablesen zu können, was andere Menschen empfinden.

Das Konsortium UBICA-II will an die erzielten Ergebnisse anknüpfen und ein auf Mentalisierung basierendes Präventionsprogramm entwickeln. Das Programm soll als Erweiterung zu bereits etablierten Unterstützungssystemen, etwa den „Frühe Hilfen“, erprobt werden. Neben der reinen Wirksamkeit dieses Ansatzes sollen auch die Wirkmechanismen näher untersucht werden. Somit zielen die geplanten Arbeiten darauf ab, einen wirksamen und leicht in das bestehende Versorgungssystem einzubindenden Beitrag zur Prävention von Gewalt gegen Kinder zu leisten.

Teilprojekte

Teilprojekt RWTH Aachen

Förderkennzeichen: 01KR1803A
Gesamte Fördersumme: 663.158 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann
Adresse: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Fakultät 10 - Medizin und Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Pauwelsstr. 30
52074 Aachen

Teilprojekt RWTH Aachen

Kindesmissbrauch kann dramatische Folgen für die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern haben. Oft werden Missbrauchserfahrungen sogar über Generationen hinweg von Eltern auf ihre Kinder übertragen. An der Uniklinik der RWTH Aachen sollen die Auswirkungen beeinträchtigter Mutter-Kind-Beziehungen auf die kindliche Entwicklung untersucht werden. Hierfür soll die Entwicklung von sechs- bis siebenjährigen Kindern von jugendlichen und erwachsenen Müttern untersucht werden. Diese Kinder wurden im Rahmen einer früheren Studie bereits seit dem Alter von drei Monaten beobachtet. Weiterhin soll eine Intervention im Rahmen des Programms "Frühe Hilfe" evaluiert werden. Das Programm soll durch eine mentalisierungs-basierte Teamarbeit und Supervision ergänzt werden. Ziel ist es, eine mit allen Beteiligten abgestimmte und konsistente Herangehensweise zu etablieren und so einen besseren Zugang zu den betroffenen Eltern zu erlangen. Es wird erwartet, dass ein besserer Zugang zu den Eltern sowie deren längerfristige Betreuung die Gefahr von Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung der Kinder vermindert.

Teilprojekt Heidelberg

Förderkennzeichen: 01KR1803B
Gesamte Fördersumme: 1.520.246 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: Prof. Sabine Herpertz
Adresse: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Psychiatrie
Voßstr. 2
69115 Heidelberg

Teilprojekt Heidelberg

Das Ziel des Verbundprojektes ist es, den generationenübergreifenden Teufelskreis von Kindesmisshandlungen zu durchbrechen. Hierfür wird ein Präventionsprogramm entwickelt, das sich an Mütter und Väter mit psychischen Erkrankungen wendet. An der Studie der Universität Heidelberg nehmen Eltern teil, die sich in stationärer oder tagesklinischer Behandlung befinden, an einer schweren psychischen Erkrankung leiden und Eltern eines Kindes bis zum Alter von 15 Jahren sind. Die Intervention zielt auf eine Verbesserung der Eltern-Kind Beziehung durch ein Mentalisierungstraining ab. Die hierdurch erlangte Fähigkeit zur kognitiven Empathie stellt einen protektiven Mechanismus gegen die Vernachlässigung und Misshandlung eigener Kinder dar. Es handelt sich um ein zwölf stündiges Programm aus Einzel- und Gruppeninterventionen, das mit Unterstützung von Pflegenden und Sozialarbeiterinnen und -arbeitern durchgeführt wird. Die Studie wird begleitet von zwei Forschungsprojekten, die die Wirkmechanismen des Interventionsprogramms auf Verhaltensebene und neurobiologischer Ebene erforschen. Hierfür werden Interaktionsbeobachtungen, Hirnbildgebung mittels MRT und hormonelle Analysen durchgeführt.

Teilprojekt Charité Berlin

Förderkennzeichen: 01KR1803C
Gesamte Fördersumme: 1.210.778 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Felix Bermpohl
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charitéplatz 1
10117 Berlin

Teilprojekt Charité Berlin

Kindesmissbrauch kann schwerwiegende Auswirkungen auf die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern haben. Oft werden Missbrauchserfahrungen der Eltern auf die eigenen Kinder übertragen. An der Charité Berlin soll daher eine Intervention erforscht werden, die sich an Eltern mit eigenen frühkindlichen Belastungserfahrungen und psychischen Störungen richtet. Die Studie wird zusammen mit der Universität Heidelberg durchgeführt. Am Standort Berlin liegt der Schwerpunkt auf Personen, die an organischen psychischen Störungen, an Abhängigkeitserkrankungen und Psychosen leiden. Die Intervention umfasst eine mentalisierungsbasierte psychologische Beratung. Sie zielt darauf ab, die Fähigkeit der Eltern, eigene psychische Prozesse und Emotionen und die anderer Menschen erfassen zu können, zu verbessern. Hierdurch sollen sich die Eltern besser in das Erleben der Kinder hineinversetzen und deren Verhalten interpretieren können. Das Programm besteht aus Einzel- und Gruppeninterventionen, die mit Unterstützung von Sozialarbeiterinnen und -arbeitern durchgeführt werden.