Verbund

ProChild - Prävention von Misshandlung und Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern von Müttern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung

Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend haben dramatische Folgen für die Betroffenen, unter denen sie meist ein Leben lang leiden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Forschungsverbünde, die evidenz-basierte Konzepte zur Prävention, Erkennung und Therapie zu entwickeln und in der Praxis erproben.

Kinder von Müttern mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben ein deutlich erhöhtes Risiko, Gewalt und Vernachlässigung zu erleben. Viele der betroffenen Familien stehen deshalb im Kontakt mit dem Jugendhilfesystem.

Ziel des Verbundes ist es zu überprüfen, ob ein neu entwickeltes Gruppentraining dazu beiträgt, die Erziehungskompetenz der Mütter zu stärken sowie Gewalt und Vernachlässigung der Kinder zu reduzieren. Zudem sollen Empfehlungen für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen der Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen und den Familien werden erarbeitet werden. Dazu werden verschiedenen Ebenen untersucht: Es wird überprüft, ob sich im Verlauf Veränderungen nachweisen lassen hinsichtlich epigenetischer Faktoren, im subjektiven Erleben, in der Emotionsregulation, in der Mutter-Kind-Interaktion sowie in der Kooperation zwischen Jugendhilfe, Gesundheits­wesen und Familie.

Langfristig sollen so neue und wirksame Wege gefunden werden, den Kreislauf der Übertragung von Missbrauch und Gewalt von Eltern auf Kinder zu unterbrechen. Es wird erwartet, dass das Training für die Mütter die Erziehungs- und Emotionsregulations­fertigkeiten verbessert und so Kindesmisshandlung und Vernachlässigung in dieser Hochrisikogruppe verringert.

Teilprojekte

Evaluation eines Trainings zur Förderung der Erziehungskompetenz und Verbesserung der Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe - Teilprojekt Klinische Studie

Förderkennzeichen: 01KR1805A
Gesamte Fördersumme: 1.552.558 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2025
Projektleitung: Prof.Dr. Babette Renneberg
Adresse: Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Psychologie, Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin

Evaluation eines Trainings zur Förderung der Erziehungskompetenz und Verbesserung der Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe - Teilprojekt Klinische Studie

Das Vorhaben dient der Prävention von Misshandlung und der Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern von Müttern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung. Ziel ist es, wirksame Wege zu finden, um den Kreislauf der Übertragung von Missbrauch und Gewalt von Eltern auf Kinder zu unterbrechen. In Teilprojekt 1 (TP1) wird überprüft, ob ein spezifisches Gruppentraining für Mütter mit einer Borderline-Störung dazu beiträgt, den Stress der Mütter bei der Erziehung ihrer Kinder (0-6 Jahre) sowie Gewalt gegenüber den Kindern und Vernachlässigung der Kinder zu reduzieren. Durch das Training soll die Erziehungskompetenz der Mütter gefördert werden. Die Evaluation des Trainings erfolgt in einer randomisierten kontrollierten Studie. TP5 bezieht die institutionelle Perspektive ein und untersucht in multiperspektivischen Fallstudien die Kooperation zwischen Jugendhilfe, Gesundheitssystem, Trainerinnen und Müttern.

Teilprojekt Psychische Gesundheit

Förderkennzeichen: 01KR1805B
Gesamte Fördersumme: 942.810 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Robert Kumsta
Adresse: Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie, Arbeitseinheit Genetic Psychology
Universitätsstr. 150
44801 Bochum

Teilprojekt Psychische Gesundheit

Psychische Störungen beginnen in der frühen Kindheit und es liegen eindrückliche Hinweise dafür vor, dass Gewalt- und Misshandlungsausübung sowie elterliche psychische Störungen Schrittmacher für psychische Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter sind. Kinder von Eltern mit Borderline Persönlichkeitsstörungen (BPS) sind besonders gefährdet, Gewalt und Misshandlungen zu erfahren sowie psychische Störungen zu entwickeln. In diesem Projekt werden die Auswirkungen einer mütterlichen BPS auf die Emotionsregulationsfähigkeit und die psychische Gesundheit des Kindes, die Effekte des in Teilprojekt 1 durchgeführten Elterntrainings zur Stärkung von Erziehungskompetenzen der Mütter mit BPS auf die Emotionsregulationsfähigkeit und psychische Gesundheit des Kindes sowie Prädiktoren des Interventionserfolgs untersucht. Um störungsspezifische Effekte der elterlichen psychischen Störungen auf das Kind zu untersuchen, werden als klinische Vergleichsgruppe eine Gruppe von Kindern mit Müttern mit Angst- oder depressiver Störung sowie eine Gruppe von Kindern mit Eltern ohne psychische Störung vor Beginn der Elternintervention untersucht. Es soll außerdem untersucht werden, ob sich die Effekte des Elterntrainings auf biologischer Ebene nachweisen lassen. Hierzu sollen epigenetische Faktoren untersucht werden. Die Epigenetik beschäftigt sich mit Prozessen, welche die Genexpression, also das Ablesen der Gene steuern. Wir vermuten dass das Mutter-Kind Training zu Veränderungen an Genen führt, die bei Emotionsregulation und sozial-emotionalen Fähigkeiten eine wichtige Rolle spielen. Die erzielten Ergebnisse werden zu einem besseren Verständnis der Transmission von psychischen Störungen beitragen und einen wichtigen Beitrag zur Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern von Müttern mit BPD bereitstellen.

Teilprojekt Verhaltensbeobachtung

Förderkennzeichen: 01KR1805C
Gesamte Fördersumme: 533.502 EUR
Förderzeitraum: 2019 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Nina Heinrichs
Adresse: Universität Bremen, Fachbereich 11 Human- und Gesundheitswissenschaften, Institut für Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie
Grazer Str. 2
28359 Bremen

Teilprojekt Verhaltensbeobachtung

Im Rahmen des Vorhabens (Teilprojekt 3) sollen das Familienklima sowie die Qualität der Mutter-Kind-Beziehung als zentrale Variablen im Zusammenhang mit Kindeswohlgefährdung erhoben und zwischen a) Müttern mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), b) Müttern mit einer depressiven oder Angststörung und c) psychisch gesunden Müttern und ihren Kindern verglichen werden. Bezogen auf die beiden Variablen soll dabei im Speziellen untersucht werden, wie sich die drei Gruppen im Hinblick auf ihre Gefühle, Wahrnehmungen und Gedanken sowie ihre körperlichen Empfindungen und ihr Verhalten unterscheiden. Im Hinblick auf die Mütter mit BPS soll darüber hinaus überprüft werden, ob sich durch die Teilnahme an einem Elterntraining im Vergleich zur Kontrollgruppe, die kein Training erhält, bedeutsame Verbesserungen bezogen auf die verschiedenen Variablen des Familienklimas und der Qualität der Mutter-Kind-Beziehung ergeben. Ziel ist die Identifikation von Ansatzpunkten, um Mütter mit BPS und ihre Kinder zukünftig noch besser unterstützen und Kindesmisshandlung vorbeugen zu können.

Abgeschlossen

Querschnittsprojekt: Transfer von Wissenschaft in Praxis und Gesundheitswesen

Förderkennzeichen: 01KR1805D
Gesamte Fördersumme: 205.821 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Babette Renneberg
Adresse: Freie Universität Berlin, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie - Psychologie, Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie
Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin

Querschnittsprojekt: Transfer von Wissenschaft in Praxis und Gesundheitswesen

Zahlreiche Interessengruppen sind an der Arbeit mit Menschen beteiligt, die Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch in der Kindheit und Jugend erlebt haben. In den sieben Forschungsverbünden zu Verhaltensstörungen im Zusammenhang mit Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend (AMIS-II, BESTFORCAN, EMPOWERYOU, ENHANCE, ProChild, UBICA-II, @myTabu) werden diverse Interessengruppen angesprochen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Patientinnen mit psychischen Störungen nach Misshandlungen in der Kindheit, Täter und Fachleute, die die Patienten und/oder Täter behandeln oder beraten (z.B. Hausärzte, Kinderärzte, Psychiater, Kinder- und Jugendpsychiater, Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter), Selbsthilfegruppen, Fachkräfte, die mit Tätern in der Forensik, in der Justiz und im Strafvollzug zusammenarbeiten, sowie relevante politische Entscheidungsträger. Es fehlt jedoch an interdisziplinärem Austausch und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Dieser Mangel kann sich insofern nachteilig auf die Betroffenen auswirken, als dass sie nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Ziel dieses Projektes ist es, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessengruppen zu fördern und damit den Transfer von der Forschung in die Praxis und Politik (und umgekehrt) zu optimieren.