Ist das Zusammenspiel von Nervenzellen während der frühen Gehirnentwicklung gestört, kann es zu psychischen und neurologischen Beeinträchtigungen im Kindesalter kommen. Darunter fallen unter anderem Autismus-Spektrum-Störungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen und verschiedene Formen der Epilepsie. Diese Erkrankungen können die Lebensqualität der betroffenen Kinder und deren Familien ein Leben lang beeinträchtigen. Spezielle Nervenzellen, die sogenannten Cajal-Retzius-Zellen, spielen bei der gesunden Gehirnentwicklung eine besondere Rolle: Sie unterstützen den Aufbau von neuronalen Schaltkreisen. Ist der Aufbau der Schaltkreise abgeschlossen, sterben diese Zellen üblicherweise wieder ab. Es wird vermutetet, dass ein längeres Überleben dieser Zellen die Gehirnentwicklung stört.
Im Verbund ROSSINI wird daher erforscht, welche Auswirkungen ein verlängertes Überleben der Cajal-Retzius-Zellen auf die Gehirnentwicklung hat. Der Verbund ROSSINI ist Teil des transnationalen ERA-NET NEURON und umfasst jeweils eine Forschungsgruppe aus Deutschland, Spanien und den Niederlanden sowie zwei aus Frankreich. Die Forschungsgruppe der Universität Mainz untersucht dabei die Veränderungen in den Aktivitätsmustern von Nervenzellen im Mausmodell und in Zellkulturen mit elektrophysiologischen und bildgebenden Methoden.
Die Ergebnisse des Projektes könnten zeigen, ob und wie ein verlängertes Überleben der Cajal-Retzius-Zellen zu Entwicklungsstörungen des Gehirns, wie zum Beispiel Epilepsien, beiträgt. Dies könnte zur Entwicklung neuer therapeutischer Strategien beitragen.