Wirksame Behandlungsoptionen für vernachlässigte globale und tropische Infektionskrankheiten werden durch Migration und Klimawandel auch für nicht-endemische Länder, einschließlich Europa, zunehmend relevant. Mehr als eine Milliarde Menschen sind von einer Gruppe einzelliger Parasiten bedroht, die Chagas-Krankheit, Leishmaniose und Schlafkrankheit verursachen – mit unbehandelt oft tödlichem Ausgang. Das Team von Michael Boshart am Biozentrum der LMU München hat unkonventionelle Signalproteine dieser Pathogen-Gruppe entdeckt, eine spezielle Proteinkinase A (PKA), die für die Erreger essenziell ist. In Kooperation mit Frank Schwede, Firma BIOLOG LSI GmbH & Co. KG in Bremen, wurden aktivierende Verbindungen entwickelt. Im ParaKill-Projekt sollen daraus abgeleitete PKA-hemmende Wirkstoffe für eine selektive Abtötung der Pathogene im Wirt validiert werden. Die innovative Strategie nutzt eine für die Aktivierung notwendige Formänderung des Proteins, die durch Struktur-gestützt entworfene und vom Labor des Partners Oliver Plettenburg (Helmholtz-Zentrum München) synthetisierte Hemmstoffe adressiert wird. Aufgabe des Projektes ist die Validierung der PKA als Angriffsziel für neue Leitverbindungen. Die weitere Entwicklung eines Wirkstoffs mit Potenzial zu Medikamenten kann mit Industriepartnern oder öffentlich-privaten Partnerschaften erfolgen und soll dringend benötigte sichere Behandlungsoptionen für mindestens eine der drei vernachlässigten Tropenkrankheiten liefern.