Die Ausbreitung von SARS, der Ebola-Viruserkrankung oder des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) haben gezeigt, dass die Welt nicht ausreichend auf Viren mit epidemischem oder gar pandemischem Potenzial vorbereitet ist. Daher hat die WHO einen Plan aufgestellt, um die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen für vernachlässigte Viruserkrankungen voranzutreiben. Zu den entsprechenden Krankheitserregern gehören auch mehrere hoch-pathogene Viren mit einzelsträngigem RNA-Genom in Negativstrangorientierung (Negativstrang-RNA-Viren, NSV) wie das Lassavirus (LASV), das Rift-Valley-Fieber-Virus (RVFV) oder das Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Virus (CCHFV).
Das Vorhaben conSCIENCE soll die Grundlage für die Entwicklung von antiviralen Breitbandmedikamenten gegen NSV legen, indem das virale Enzym Endonuklease als Angriffsort für niedermolekulare Wirkstoffe validiert wird. Die Vermehrung von NSV im menschlichen Wirt hängt essenziell von der viralen Endonuklease ab, welche ein konserviertes aktives Zentrum bei verschiedenen NSV aufweist. In dem Vorhaben ist geplant, die Strukturmotive zu identifizieren, die die Endonukleasen verschiedener NSV gemein haben. Mit diesen Erkenntnissen sollen Wirkstoffverbindungen designt und synthetisiert werden, die eine breit wirksame hemmende Wirkung besitzen. Mit dem Nachweis der antiviralen Wirkung für eine Reihe von NSV soll gezeigt werden, dass die Modulation der Zielstruktur (Target) breite Anwendungsmöglichkeiten für eine Reihe von medizinisch relevanten viralen Erregern bietet. Damit wird die Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten für mehrere Viruserkrankungen gelegt – einschließlich unbekannter Viren mit epidemischem Potenzial, die in Zukunft auftreten könnten.