Ein Drittel der weltweiten Gesamtsterblichkeit durch Infektionskrankheiten ist eine Folge von Virusinfektionen. Demographische Veränderungen, wirtschaftliche Entwicklungen und die globale Erderwärmung erleichtern die Verbreitung von pathogenen Viren. Für viele virale Infektionen sind die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten in Form von Virostatika begrenzt. Für Wirkstoffe, die eine große virale Bandbreite aufgrund einer gemeinsamen Zielstruktur (Target) besitzen, besteht ein großer medizinischer Bedarf. Sie sind in der Lage neue und wiederkehrende Infektionen einzudämmen, für die keine spezifisch wirkenden antiviralen Wirkstoffe vorhanden sind.
Die Arbeiten im Verbundprojekt basieren auf dem Naturstoff Labyrinthopeptin (Laby), von dem mehrere Varianten aus dem Bakterium Actinomadura namibiensis isoliert wurden. Diese Varianten besitzen antivirale Wirkung gegen ein breites Spektrum an behüllten Viren, darunter verschiedene Familien des Herpes-Simplex-Virus, HIV, Chikungunya-Virus, Dengue-Virus, Zika-Virus und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Labys zeigen virolytische Effekte durch Bindung an eine Lipidkomponente der Virushülle und inaktivieren den Virus dadurch. Resistenzentwicklungen oder toxische Zelleffekte konnten bisher nicht beobachtet werden. Ziel des Projekts ist es, virale Lipide als Target für die Entwicklung von breit wirksamen antiviralen Wirkstoffen zu validieren. Darüber hinaus sollen die Laby-basierten Leitstrukturen als präklinische Entwicklungskandidaten für die Therapie von Virusinfektionen weiterentwickelt werden