Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen in den westlichen Staaten. Jedes Jahr werden in Deutschland über 2.000 Nieren transplantiert. Diese beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen medizinischen Disziplinen haben eine Gemeinsamkeit: Das Immunsystem reagiert in beiden Fällen auf Antigene des betroffenen Gewebes. In beiden Bereichen, Onkologie und Transplantationsmedizin, gewinnen Therapien, die das Immunsystem modulieren, an Bedeutung. In der Betrachtung des Krankheitsbildes eines einzelnen Patienten in seiner Gesamtheit und einer daraus resultierenden individuellen Therapie liegt die Zukunft der medizinischen Versorgung, nicht nur in der Onkologie und der Transplantationsmedizin.
Ziel der Fördermaßnahme „Forschungskonsortien zur Systemmedizin“ ist eine Verbesserung der Therapie von Patientinnen und Patienten durch eine Integration verschiedener Datenebenen. Dies können z. B. klinische Daten, Ergebnisse bildgebender Verfahren oder genetische Analysen sein. Bei Brustkrebs und Nierentransplantationen basieren wichtige therapeutische Entscheidungen häufig auf der mikroskopischen Beurteilung von Biopsien durch individuell geschulte Pathologen und Pathologinnen. Die Auswertung großer Datenmengen eines Patienten und das Erkennen bestimmter, individueller Krankheitsmuster, z. B. das Verhalten der Immunzellen, sind für Ärzte und Ärztinnen nur computergestützt möglich.
Das Forschungskonsortium SYSIMIT hat sich das Ziel gesetzt, neuartige Auswertealgorithmen für digitale Bilder und mathematische Modelle für die Pathologie zu entwickeln. Das Verhalten von Immunzellen, zum Beispiel die Interaktion der Immun-Effektorzellen mit den Zielstrukturen soll räumlich und über die Zeit verfolgt werden können. Hierfür müssen Informationen durch automatisierte Bildanalyse ausgelesen werden, die bisher in den mikroskopischen Bildern verborgen waren. Durch die Zusammenführung der umfangreichen histologischen Auswertung mit Profilen von Antikörpern gegen das Spenderorgan bzw. gegen den Tumor sollen neue Marker oder Muster der Erkrankungen identifiziert werden. Das Konsortium erhofft sich wertvolle neue Erkenntnisse für individuelle, immunmodulatorische Therapien bei Brustkrebs, speziell erblichem und der sogenannten „triple-negativen“ Variante von Brustkrebs, und Nierentransplantationen, besonders die Transplantation von Spendern zu Empfängern mit verschiedenen Blutgruppen.Langfristig ist geplant, die Ergebnisse auch für andere Bereiche der Onkologie und der Transplantationsmedizin zu nutzen.