Suchterkrankungen, die durch die Abhängigkeit von Substanzen entstehen, werden auch Substanzgebrauchsstörungen oder SUDs genannt (engl.: substance use disorder). Die Betroffenen kennzeichnet ein zwanghafter Drogenkonsum; selbst nach jahrelanger Abstinenz können noch Verlangen und Rückfälle auftreten. Alkohol, Nikotin, Cannabis, Opioide und Stimulanzien sind die häufigsten Auslöser. SUDs sind kein Randproblem der Gesellschaft, sondern schwere chronische Krankheiten. Sie beeinträchtigen die Gesundheit der Betroffenen und verursachen erhebliche soziale und volkswirtschaftliche Probleme.
Während man bei den Gemeinsamkeiten der Verhaltensweisen bei verschiedenen Abhängigkeiten bereits einiges erforscht hat, liegen die grundlegenden pathophysiologischen Gemeinsamkeiten in den SUD-Pathologien noch weitgehend im Dunkeln.
In der Fördermaßnahme „Systemmedizinische Forschungsverbünde“ sollen Forscherinnen und Forscher durch eine systemorientierte Herangehensweise die komplexen physiologischen und pathologischen Prozesse von SUDs in ihrer Gesamtheit besser verstehen. Der Forschungsverbund SysMedSUDs untersucht, welche epigenetischen, transkriptomischen und neurochemischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede die durch Alkohol, Nikotin, Heroin, Cannabis oder Kokain verursachten SUDs kennzeichnen. Die verschiedenen Systemebenen werden sowohl beim Menschen als auch bei Nagetieren untersucht. Dadurch wollen die Forschenden Resilienz- und Pathomechanismen der Erkrankungen besser verstehen.
Die Ergebnisse des Forschungsverbundes können Auswirkungen auf Diagnose, Präzisionsmedizin, Komorbiditäten, Suchttheorien und sozialpolitische Entscheidungen wie Legalisierung und Besteuerung haben. Sie sollen auch helfen, Präventions- und Therapieansätze zu verbessern oder neue zu entwickeln.