Die größte Herausforderung in der Behandlung von Krebspatienten liegt in der komplexen Natur der jeweiligen Erkrankung. Die Entwicklung effizienter Hochdurchsatz-Technologien und Informatik-basierter Strategien hat neue Möglichkeiten eröffnet, Krankheitsursachen zu verstehen. Im Tumorgewebe können DNA, RNA und Proteine sowie ihre Interaktionen und mögliche medikamentösen Angriffspunkte umfassend charakterisiert werden. Dies trifft auch beim Neuroblastom zu. Diese Tumorerkrankung des Kleinkindalters ist besonders aggressiv und verläuft häufig tödlich. Sie ist genetisch bereits gut charakterisiert. Es existieren zahlreiche molekulare Datensätze, die für weitere wissenschaftliche Analysen genutzt werden können. Das Neuroblastom hat im Gegensatz zu den meisten anderen Tumoren nur wenige genetische Veränderungen. Deshalb eignet es sich hervorragend als „Modellerkrankung“ für wissenschaftliche Untersuchungen. Ergebnisse können auch bei anderen Tumoren relevant und dort für medizinische Zwecke genutzt werden.
Die Arbeiten des SYSMED-NB Konsortiums basieren auf einem systemmedizinischen Ansatz. Durch eine umfassende Analyse existierender Daten und systembiologisches Modellieren von molekularen Signalwegen sollen wichtige molekulare Schalterstellen identifiziert und manipuliert werden. Mit einem interdisziplinären Konzept sollen die bekannten molekularen krankheitsauslösenden Faktoren untersucht werden. Es soll eine Kondensation auf die Kernmechanismen der Erkrankung mit therapeutischer Relevanz erfolgen. So soll die Basis für eine maßgeschneiderte medizinische Behandlung für jeden Neuroblastompatienten gelegt werden.