Verbund

CONNECT-GENERATE 2.0 - Forschungsverbund zur Aufklärung, Kategorisierung und Behandlung autoimmuner Hirnentzündungen und verwandter Erkrankungen

Autoimmune Enzephalitiden (AE) sind eine seltene Form der Hirnentzündung. Diese Erkrankungen betreffen vorwiegend die sogenannte graue Substanz des zentralen Nervensystems, also vor allem die Zellkörper der Neuronen im Gehirn. Die betroffenen Patientinnen und Patienten leiden unter epileptischen Anfällen, Bewegungs- und Koordinationsstörungen sowie neurokognitiven oder psychiatrischen Störungen. Fehldiagnosen der Erkrankung führen häufig zu einer falschen oder verspäteten Behandlung. Es besteht daher Forschungsbedarf, damit die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessert werden kann.

Das Ziel der ersten Förderperiode war die Verbesserung der Diagnostik und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit autoimmunen Enzephalitiden. Dazu wurden ein nationales Register sowie eine Biomaterialbank aufgebaut. In Forschungsprojekten wurden die genetischen Ursachen, die Diagnostik als auch immunologische Grundlagen sowie molekulare Wechselwirkungen erforscht. In der zweiten Förderperiode wird auf der etablierten und erfolgreichen Struktur weiter aufgebaut. Die Ziele sind die weitere Nutzung und Ausweitung der Register- und Biomaterialbank-Daten zur Verbesserung der Diagnose und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit AE. Weiterhin wird die Translation angestrebt, um von genetischen, immunologischen, neuronalen und bildgebenden Veränderungen zu einem funktionellen Verständnis von Subtypen, Mechanismen und therapeutischen Konsequenzen zu kommen.

Der Forschungsverbund CONNECT-GENERATE ist Teil der „translationsorientierten Verbundvorhaben im Bereich der Seltenen Erkrankungen“. In der fünften Förderphase zu Seltenen Erkrankungen werden insgesamt neun Verbünde über drei Jahre gefördert. Es werden deutschlandweit Expertisen zusammengeführt, die durch eine problemlösungsorientierte und interdisziplinäre Zusammenarbeit neue Erkenntnisse zu Seltenen Erkrankungen erarbeiten. Die Erforschung Seltener Erkrankungen verspricht auch modellhafte Erkenntnisse, die auf andere häufigere Erkrankungen übertragen werden können.

Teilprojekte

Koordination, Register und genetische Analysen

Förderkennzeichen: 01GM2208A
Gesamte Fördersumme: 779.361 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: PD Dr. Frank Leypoldt
Adresse: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Neurologie
Arnold-Heller-Str. 3
24105 Kiel

Koordination, Register und genetische Analysen

Die autoimmune Enzephalitis (AE) ist eine seltene Krankheit, die jedoch zu erheblicher Morbidität und Kosten im Gesundheitswesen führt und Kinder und Erwachsene aller Altersgruppen betrifft. Sie manifestiert sich bei Patienten mit neu auftretender Epilepsie, Demenz, Psychose und neuropsychiatrischen Symptomen. Bei frühzeitiger Erkennung ist die AE eine behandelbare Erkrankung. Das bemerkenswerte Tempo der Entdeckungen auf diesem Gebiet ist zu einem Motor der neuroimmunologischen Forschung im Allgemeinen geworden, der die Neurologie und alle benachbarten Disziplinen betrifft. Es bedarf weiterer koordinierter Forschungsanstrengungen, um die Erkennung, Beratung und Behandlung von Patienten und Patientinnen mit AE weiter zu verbessern. In der zweiten Förderperiode baut das Konsortium auf der gut etablierten und erfolgreichen Struktur aus der ersten Förderperiode auf. Es besteht aus einem Register- und einem Biomaterial-Bank-Infrastrukturprojekt mit wissenschaftlichen Arbeitspaketen und aus vier vernetzten, hochkarätigen Forschungsprojekten unter der Leitung von international renommierten Experten. Die Forschungsprojekte befassen sich mit der genetischen Prädisposition und den funktionellen Folgen, der Störung des synaptischen Netzwerks, rekombinanten monoklonalen Antikörpern in Forschung und Therapie sowie mit innovativen bildgebenden Biomarkern und Überlappungserkrankungen mit demyelinisierenden Erkrankungen. Die Hauptziele sind die weitere Nutzung und Ausweitung der Register- und BMB-Daten zur Verbesserung der Diagnose und Behandlung von Patienten mit AE im Rahmen des deutschen Netzwerks zur Erforschung der Autoimmunenzephalitis (GENERATE) und die Fortführung des Weges von genetischen, immunologischen, synaptischen und bildgebenden Anomalien zum funktionellen Verständnis von Subtypen, Mechanismen und therapeutischen Konsequenzen.

Biomaterial Bank

Förderkennzeichen: 01GM2208B
Gesamte Fördersumme: 339.527 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Jan Lewerenz
Adresse: Universität Ulm, Universitätsklinikum, Klinik für Neurologie
Oberer Eselsberg 45
89081 Ulm

Biomaterial Bank

Autoimmunenzephalitiden (AE) sind seltene Krankheiten, die sich mit epileptischen Anfällen, kognitiven Störungen und neuropsychiatrischen Symptomen manifestieren können. Wenn frühzeitig erkannt, sind AEs oft gut behandelbar. Viele Fragen hinsichtlich der Diagnose und Therapie der verschiedenen AE-Formen sind jedoch noch ungeklärt. Für koordinierte Forschungsanstrengungen mit dem Ziel, die Diagnose, Prognose und Behandlung von AE-Patienten weiter zu verbessern, bedarf es eines systematischen Biobankings, um gut charakterisierte Biomaterialien für diese Forschung im Rahmen des Konsortiums CONNECT GENERATE bereitstellen zu können. Mit diesem Teilvorhaben wird die Biomaterialbank-Infrastruktur aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Förderperiode weiter entwickelt. Die Anzahl der Biomaterialbank-Zentren soll auf elf erhöht werden. Die hier vorhandenen Bioproben von AE-Patienten werden mittels eines Verwaltungsprogrammes dezentral registriert sein. Über eine Suchfunktion soll die Identifizierung von Biomaterialien mit bestimmten Eigenschaften möglichst einfach und effektiv möglich werden. Weitere Schwerpunkte sind: die Sammlung zellulärer Bioproben, d. h. mononukleärer Zellen aus peripherem Blut und Liquor. Die Rohdaten sollen die Generierung von in silico-Biomarkern für die quantitative intrathekale Immunglobulin-Synthese ermöglichen. Zum anderen sollen Strukturen aufgebaut werden, die die detaillierte Testung von Blut und Liquor von Patienten mit AE und bisher negativem Antikörpernachweis sowie mit Autoimmunbedingten Ataxien auf seltene Antikörper durch spezialisierte Forschungslabore ermöglichen. Zu besseren Auswertbarkeit der Liquorbefunde sollen diese in zentrums- und zeitunabhängige Werte konvertiert werden. Schließlich sollen für das Querschnittsprojekt Überlappungserkrankungen zwischen der NMDAR-Antikörper-positiven AE und Multipler Sklerose Bioproben, Liquorbefunde und Ergebnisse zentraler Biomarker-Bestimmungen zur Verfügung gestellt werden.

Identifizierung neuer Autoantikörper und Quantitatives MRT

Förderkennzeichen: 01GM2208C
Gesamte Fördersumme: 596.081 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Carsten Finke
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin

Identifizierung neuer Autoantikörper und Quantitatives MRT

Die autoimmune Enzephalitis (AE) ist eine seltene Krankheit, die bei frühzeitiger Diagnose behandelbar ist. Sie manifestiert sich bei Patienten mit neu auftretender Epilepsie, Demenz, Psychose und neuropsychiatrischen Symptomen. Die Hauptziele in der zweiten Förderperiode sind die weitere Nutzung und Ausweitung der Register- und BMB-Daten zur Verbesserung der Diagnose und Behandlung von Patienten mit AE und die Fortführung des Weges von genetischen, immunologischen, synaptischen und bildgebenden Anomalien zum funktionellen Verständnis von Subtypen, Mechanismen und therapeutischen Konsequenzen. Teilprojekt 4 wird die etablierte experimentelle Plattform für die Herstellung rekombinanter humaner monoklonaler Antikörper einsetzen, um eine Vielzahl anti-neuronaler Antikörper von AE-, Psychose- und Post-Covid-Syndrom-Patienten zu generieren, um Epitop-Spezifität und Pathogenität zu untersuchen. Damit lassen sich auf der Ebene einzelner Immunzellen die krankheitsverursachenden Autoantikörper isolieren und auf ihre krankmachende Wirkung hin untersuchen. Im Falle des Nachweises einer krankmachenden Funktion ergeben sich weitreichende Implikationen für die Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung. Teilprojekt 6 widmet sich der Etablierung und Harmonisierung neuer MRT-Analyseverfahren inklusive quantitativem MRT, um sensitive Marker für strukturelle Hirnschäden bei AE zu identifizieren, die zuverlässig multizentrisch erhoben werden können. Die Implementierung dieser Methoden wird die MRT-Datenqualität und die Anzahl der untersuchbaren Patienten und Patientinnen deutlich erhöhen und damit einen wichtigen Beitrag leisten, die pathophysiologischen Mechanismen von AE weiter aufzuklären, den prädiktiven Wert von MRT-Markern verbessern und Therapieansprechen zu evaluieren.

Neuronale Netzwerkdysfunktion

Förderkennzeichen: 01GM2208D
Gesamte Fördersumme: 310.293 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Christian Geis
Adresse: Universitätsklinikum Jena, Klinik für Neurologie
Am Klinikum 1
07747 Jena

Neuronale Netzwerkdysfunktion

Autoimmunenzephalitiden (AE) sind seltene Krankheiten, die bei frühzeitiger Diagnose oft gut behandelbar sind. Viele Fragen hinsichtlich der Diagnose und Therapie der verschiedenen AE-Formen sind jedoch noch ungeklärt. Es bedarf weiterer koordinierter Forschungsanstrengungen, um die Erkennung, Beratung und Behandlung von Patienten und Patientinnen mit AE weiter zu verbessern. Patienten mit AE zeigen ein komplexes klinisches Syndrom mit Schlaflosigkeit, Halluzinationen, Paranoia bis hin zu extremer Unruhe, Katatonie, Krampfanfällen und Koma. Pathogene Autoantikörper gegen die NMDAR (N-Methyl-D-Aspartat)-Untereinheit GluN1 induzieren eine Vernetzung und Internalisierung von NMDAR, was zu einer verminderten Rezeptorexpression und einer reduzierten NMDAR-vermittelten synaptischen Übertragung führt. In diesem Vorhaben werden an einem etablierten Mausmodell der Erkrankung 1) die in vivo-Effekte von pathogenen humanen monoklonalen GluN1-Autoantikörpern auf die Funktion von Neuronen im Hippokampus während eines Verhaltenstests des Arbeitsgedächtnisses aufgeklärt und 2) potenzielle therapeutische Wirkungen von positiven allosterischen Modulatoren und negativen allosterischen Modulatoren auf Verhaltensstörungen und eine gestörte Rhythmogenese im Hippocampus untersucht. Die Ergebnisse werden zum funktionellen Verständnis von Subtypen, Mechanismen und therapeutischen Konsequenzen autoimmuner Enzephalitis beitragen.