Die autosomal dominante tubulointerstitielle Nierenerkrankung (ADTKD) umfasst eine Gruppe Seltener Erkrankungen, die durch fortschreitende Vernarbung des Nierengewebes gekennzeichnet sind. Die ADTKD führt im Verlauf unweigerlich zum Nierenversagen. Eine Diagnose ist grundsätzlich durch einen genetischen Test möglich, aufgrund der Seltenheit der Erkrankung wird die Diagnose jedoch häufig erst mit deutlicher Verzögerung oder teilweise gar nicht gestellt. Eine Therapie der Erkrankung existiert momentan noch nicht.
Ziel des internationalen Verbunds „ADTKD-Net – Netzwerk für Autosomal Dominante Tubulointerstitielle Nierenerkrankung“ ist es daher, ein europäisches ADTKD-Register aufzubauen. Durch die Analyse standardisierter Daten, die Informationen zu Krankheitsmanifestation und -verlauf, Bildgebung, Genetik sowie Blut- und Urinparametern umfassen, soll ein besseres Verständnis des natürlichen Krankheitsverlaufs gewonnen werden. So sollen die Diagnose und Versorgung von Patientinnen und Patienten verbessert werden.
Der Verbund wird an der Charité – Universitätsmedizin Berlin koordiniert. Dabei wird zunächst das europäische Register aufgebaut, das an bereits bestehende Strukturen des Europäischen Referenznetzwerks für seltene Nierenerkrankungen (ERKNet) anknüpft und existierende nationale Kohorten zusammenführt. Weitere Patientinnen und Patienten sollen im Verlauf ebenfalls eingeschlossen werden. Die erhobenen Daten werden anschließend ausgewertet, um das Fortschreiten der Erkrankung besser bestimmen und Risikovorhersagen treffen zu können. In dem Vorhaben an der Universität Erlangen-Nürnberg wird zudem die umfangreiche Probengewinnung von Blut und Urin standardisiert. Genetische Analysen sowie die pathologische Aufarbeitung des Nierengewebes sollen ebenfalls verbessert werden.
Im Verbund forschen Arbeitsgruppen aus sechs Ländern gemeinsam an der Lösung dieser Fragen. Mit der Fördermaßnahme wird das Ziel verfolgt, ergänzende Expertisen und Ressourcen von einschlägig qualifizierten Arbeitsgruppen aus den teilnehmenden Ländern zusammenzuführen. Durch kooperative Forschungsansätze sollen Fortschritte bei der Therapie Seltener Erkrankungen ermöglicht werden, die allein auf nationaler Ebene nicht zu erreichen wären.