Bei unreifen Frühgeborenen kommt es im zweiten und dritten Monat oft zu einer Erkrankung der Augen, die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Die Behandlung dieser sogenannten Frühgeborenenretinopathie mittels Laser oder Injektionen von Medikamenten direkt ins Auge ist schwierig und hat Nebenwirkungen.
Propranolol, ein ß-Blocker, ist ein seit Jahrzehnten in der Medizin zur Blutdrucksenkung eingesetztes Medikament, das auch bei Neugeborenen mit angeborenen Herzfehlern Anwendung findet. Bei Säuglingen kann Propranolol außerdem wachsende Blutschwämmchen zur Rückbildung bringen.
Einzelbeobachtungen und mehrere kleine Studien lassen die Vermutung zu, dass Propranolol die Augenerkrankung bei Kindern günstig beeinflusst. Diese Hypothese soll in einer großen prospektiven randomisierten Doppelblind-Multicenterstudie mit Beteiligung von Kliniken in Deutschland, der Schweiz, der Türkei und Israel überprüft werden. Sollte sich die Vermutung bestätigen, so könnte mit Gabe von Propranolol-Saft einer Reihe von Frühgeborenen eine schwere Augenerkrankung und ihre Behandlung erspart werden.
Im Verbund arbeiten Arbeitsgruppen aus vier Ländern gemeinsam an der Lösung der Forschungsfrage. Mit den Fördermaßnahmen wird das Ziel verfolgt, ergänzende Expertisen und Ressourcen von einschlägig qualifizierten Arbeitsgruppen aus den teilnehmenden Ländern zusammenzuführen. Durch kooperative Forschungsansätze sollen Fortschritte bei der Therapie seltener Krankheiten ermöglicht werden, die allein auf nationaler Ebene nicht zu erreichen wären.